Zuversicht bei Branchenmesse IAA in Hannover. | Studie: Lkw bleibt Wachstumträger. | Hannover/Frankfurt. Mit breiter Brust öffnet die Branche heute, Donnerstag, die weltweit bedeutendste Nutzfahrzeugmesse, die IAA 2010 in Hannover: Die Krise ist vorüber, nach dem beispiellosen Absatzeinbruch im Krisenjahr 2009 fassen die Lkw-Bauer wieder Tritt. "Die Branche spürt weltweit Rückenwind, die Talsohle ist durchschritten", sagte der Präsident des deutschen Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann - "und wir gewinnen Marktanteile".
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Besonders stark ziehe die Nachfrage in China, Indien und Brasilien an. Es werde aber insgesamt noch dauern, bis das Vorkrisenniveau erreicht werden. Einige Unternehmen hatten 2009 Umsatzeinbußen von bis zu 70 Prozent erlitten.
Bei schweren Lkw mit mehr als 6 Tonnen Gewicht werde der deutsche Export in diesem Jahr um gut 40 Prozent auf 60.000 Fahrzeuge zulegen, die Inlandsproduktion um 43 Prozent auf rund 100.000. Bei Transportern - "ein Konjunktur-Frühindikator" - erwartet der VDA einen Exportzuwachs von mehr als 50 Prozent auf 165.000 und bei der Inlandsproduktion ein Plus von fast 40 Prozent auf 231.000 Einheiten.
In Deutschland wurden nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes im August um 85 Prozent mehr Sattelzugmaschinen zugelassen als vor einem Jahr. Viele Speditionen scheuen aber Neuanschaffungen noch - zu Jahresanfang waren wegen der Krise noch 80.000 Lastwagen stillgelegt, ein Viertel der Flotte. Inzwischen werden Fahrer wieder knapp.
Auch die IAA in Hannover zeigt den Aufwärtstrend: Mit fast 1750 Ausstellern ist die Resonanz deutlich größer als in den Vorjahren.
"Auch für 2011 sind wir zuversichtlich", sagt Wissmann: "Es gibt nicht mehr den Konkurrenzkampf Straße gegen Schiene, sondern mehr und mehr ein Miteinander", so der frühere deutsche Verkehrsminister. Den Konkurrenzkampf um die Güter hat der Lkw trotz aller politischer Programme à la "Von der Straße auf die Schiene" ohnehin längst gewonnen: Fast drei Viertel aller Tonnenkilometer im Gütertransport wickelt in Europa und Deutschland der Lkw ab. Und laut einer aktuellen Shell-Studie wird das auch bis 2025, 2030 so bleiben - wenn der Güterverkehr sich bis dahin noch einmal nahezu verdoppelt, fällt der Großteil des Zuwachses wieder dem Lkw zu und nicht der Bahn.
Neben der Konjunkturerholung werde der Hybrid- und Elektroantrieb in den nächsten Jahren einen Wachstumsschub im Nutzfahrzeugmarkt auslösen, prognostiziert Marktforscher Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut an der Universität Duisburg-Essen.
"Grün" ist den Frächtern derzeit noch zu teuer
Mit Spritspartechnologien und alternativen Antrieben für den "grünen Lkw" wollen daher alle Branchengrößen wie Mercedes, Renault, Ford, MAN und VW auf der Messe um die gebeutelte Kundschaft buhlen - die allerdings bei den teureren "grünen" Modellen noch sehr zögert. Das Angebot auf der IAA reicht von verbesserter Aerodynamik über sparsamere Dieselmotoren und Getriebe bis zu Hybrid- und Elektroantrieben. Dem Stromantrieb geben Experten vor allem im innerstädtischen Verkehr bei Lieferwagen und Bussen eine Chance. Für Lastwagen über 7,5 Tonnen sehen Spediteuren dagegen zurzeit noch keine Alternative zu herkömmlichen Dieselmotoren: Die brauchen nach einer aktuellen PE-Studie um 50 Prozent weniger Sprit als Ende der 60er-Jahre und sind beim CO2-Ausstoß in manchen Konfigurationen der "fälschlicherweise als automatisch umweltfreundlicher angesehen" Bahn zumindest ebenbürtig.
Nach dem Krisenjahr 2009 steuert die weltweite Lkw-Industrie bis 2015 auf einen geschätzten Jahresgewinn von bis zu 7 Milliarden Euro zu", schätzt eine McKinsey-Studie.