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"Schiene statt Verkehrslawine!" Dieser Slogan ist wohl beinahe so alt wie die Frage, wie Österreich mit dem steigenden Lkw-Aufkommen auf seinen Straßen umgehen soll. Und auf den ersten Blick scheint der Schluss logisch: Mehr Güter auf die Bahn zu bringen, würde weniger Brummer auf dem Asphalt bedeuten.
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Die Sache hat aber einen Haken - zumindest aus Sicht des ÖAMTC-Verkehrsexperten Willy Matzke: "Die Bahn ist in Österreich aus logistischer Sicht keine echte Alternative zum Lkw. Die Wirtschaft ist auf den billigeren Straßenverkehr ausgelegt." Investitionen ins Eisenbahnnetz würden daher ins Leere laufen, glaubt Matzke. Und solange die EU nicht erlaube, den Verkehr auf die Schiene zu zwingen, könne man kaum etwas anderes tun, als die Autobahnen so auszubauen, dass der Lkwden übrigen Verkehr nicht noch mehr behindert. Begleitend dazu empfiehlt Matzke Beschränkungen und Auflagen wie etwa in Italien, wo Schwerlaster ausschließlich auf der ersten Spur fahren dürfen.
Wie man sich Transit-Lkw vom Leib halten kann, zeigt die Schweiz vor. Dort locken hohe Mautkosten (rund dreimal so hoch wie in Österreich) viele Lkw auf die gut ausgebaute Schiene. Oder sie verdrängen die Brummer in den Osten, nach Österreich. "Ein Drittel des Brenner-Straßenverkehrs könnte eigentlich über die Schweizer Bahn abgewickelt werden", meint Matzke. "Die machen alle einen großen Umweg, weil es bei uns billiger ist." Nur: Die Schweiz ist im Gegensatz zu Österreich nicht an die EU-Wegekostenrichtlinie gebunden und kann die Lkw-Maut beliebig erhöhen.
Doch ist eine höhere Maut, wie sie auch Verkehrsminister Werner Faymann durchsetzen will, tatsächlich zielführend? Matzke dazu: "Jede Kostenschere im Güterverkehr zahlt am Ende der Konsument. Außerdem konnte man mit hohen Kosten noch nie irgendwo Verkehr verhindern."
Keine Maut einzuheben sei aber noch schlimmer - wie das Beispiel B7 zeige. Über jene Route, auf der bald die Nordautobahn (A5) gebaut wird, donnern derzeit Mautflüchtlinge. Abhilfe würde laut Matzke nur eine zweckgebundene Bemautung der Bundesstraße schaffen. Das wäre aber Ländersache. "Uns sind dabei die Hände gebunden", heißt es bei der Asfinag.
Weg von der Maut, hin zu einer höheren Mineralölsteuer will das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo): Eine Anhebung des Mineralölsteuersatzes würde viele Anpassungsprozesse auslösen, so die Wifo-Experten. Nicht nur der Kraftstoffverbrauch würde sinken, "sondern auch Umweltkosten (Schadstoffe, Lärm) und generelle Staukosten, aber auch Unfallkosten".
Wo es tatsächlich krankt, glaubt der Verkehrsclub Österreich herausgefunden zu haben: "Jeder sechste Lkw auf Österreichs großen Alpenstraßen ist leer unterwegs. Und obwohl heute etwa die gleiche Menge gegessen wird wie vor 30 Jahren, legt das Essen doppelt so viele Kilometer zurück." Weil es eben im März Birnen aus Argentinien statt Äpfeln aus der Steiermark sein müssen.