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Lob für ihre Suche nach Arbeit

Von Konstanze Walther

Wirtschaft

Ein Europäer und zwei Amerikaner teilen sich den Preis. | Analyse von Politik und Arbeitslosigkeit. | Stockholm. "Ich wollte nicht etwas Abstraktes machen, sondern etwas, das hilfreich sein kann", erklärt Christopher Pissarides. Er ist einer von drei Ökonomen, denen am Montag der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften verliehen worden ist - "dafür, dass sie die Unstimmigkeit von Märkten" analysiert haben, heißt es aus Stockholm. Die drei Forscher hätten das theoretische Fundament für sogenannte Suchmärkte formuliert.


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Dazu vorweg: Die Faustregel der Ökonomie besagt, dass sich am Markt Angebot und Nachfrage treffen, der Preis kommt zustande, der prototypische Käufer trifft den Verkäufer. Der diesjährige Nobelpreis honoriert hingegen Leistungen, die sich mit Märkten beschäftigen, in denen Käufer und Verkäufer - und damit Angebot und Nachfrage - Schwierigkeiten haben, zueinander zu finden. Das trocken klingende Modell gilt als hochgradig zeitgemäß und praktisch relevant am Arbeitsmarkt: Es macht verständlich, wie Arbeitslosigkeit, offene Stellen und Löhne durch Regulierung und Wirtschaftspolitik beeinflusst werden. Unter anderem zeigt die Forschung, warum viele Menschen selbst dann arbeitslos blieben, wenn es viele offene Stellen gebe. "Staatliches Eingreifen hat Sinn", erklärt Pissarides, als er über die Verleihung telefonisch informiert wird. Er habe in den 70er Jahren angefangen zu forschen - als die Arbeitslosigkeit in Europa hochgeschnellt war. Er betont darüber hinaus die Wichtigkeit, nicht allzu lange arbeitslos zu bleiben: Weiterbildungsprogramme für Langzeitarbeitslose hätten nicht immer einen Sinn.

Die Suchtheorie ist außerdem auf viele andere Märkte mit Problemen beim Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage übertragen worden, etwa auf den Immobilienmarkt. Die Ansätze finden auch in den Bereichen Geldpolitik und Finanzwirtschaft Anwendung.

Der zyprisch-britische Professor Pissarides von der London School of Economics teilt sich den Preis mit zwei Kollegen aus den USA, die zum selben Thema forschen und - teilweise auch miteinander - geforscht haben: Peter Diamond von dem renommierten MIT (Massachusetts Institute of Technology) und Dale Mortensen, Professor an der Northwestern University in Illinois.

Über Umwege: Triumph für Barack Obama

Der 1940 in New York geborene Diamond soll nach dem Willen von US-Präsident Barack Obama in den Vorstand der US-Zentralbank aufsteigen. Ein Einzug des 70-Jährigen in das Board der Notenbank Federal Reserve scheiterte aber zuletzt am Widerstand der Republikaner, die dies mit Zweifeln an der Qualifikation Diamonds begründeten.

Mit der Auswahl der Preisträger pflegt die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften eine nicht mehr allzu neue Tradition: Es sind vor allem US-Amerikaner unter den Preisträgern, und in den letzten zehn Jahren wurde die Auszeichnung oft gleichzeitig an zwei oder drei Personen verliehen, die sich das Geld dann aufteilen müssen. 2009 teilten den Preis etwa die Amerikanerin Elinor Ostrom für ihre Analyse über Gemeinschaftsgüter (etwa Wasser) und ihr Landsmann Oliver Williamson für seine Forschung über firmeninterne Ökonomie.