Immer, wenn ein heimischer Politiker mit Trump, Putin oder Erdogan verglichen wird, bringt ihm das ein paar Stimmen.
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Es gibt, vorsichtig geschätzt, mindestens 1001 Arten, Sympathie und Antipathie auszudrücken. Das sind die beiden Gefühlsregungen, die ziemlich sicher auch in der Politik den stärksten Einfluss haben. Die politisch mit Sicherheit unsinnigste Variante ist der jenseitige Vergleich mit anderen Politikern; und zwar mit noch lebenden wie bereits gestorbenen.
Vergleichen macht nämlich unglücklich, behaupten jedenfalls die einschlägigen Ratgeber für Glück und Zufriedenheit. Und sogar Sören Kierkegaard, als existenzialistischer Philosoph diesbezüglich eine Autorität, findet, dass das Vergleichen das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit ist. Und trotzdem ist der Vergleich - jedenfalls als Methode - ein unerlässliches Mittel zum Zweck, sich über uns selbst und unsere Umwelt ein Urteil zu bilden. Nur bei Politikern erreicht man mit erstaunlicher Verlässlichkeit fast immer das Gegenteil.
Meistens ist es höchstens lächerlich, wenn Fans oder Gegner ihre Objekte der Verehrung beziehungsweise Verachtung mit den Giganten der Geschichte oder den medialen Superstars der Gegenwart versuchen, in eine Reihe zu stellen. So gut wie nie gelingt das Unterfangen, weil daraus für das Publikum erkenntnistechnisch kein Gewinn herausschaut. Übrig bleibt ein ärgerlicher Blechschaden an der politischen Kultur. Nichts wirklich Schlimmes also, aber eben doch ein unnötiges Ärgernis. Und, was noch wichtiger ist: In solchen Zuschreibungen verbirgt sich nicht der geringste Erkenntnisgewinn in Bezug auf das Vergleichsobjekt. Den Standort des Vergleichenden ist man in der Regel ja schon lange vorher bekannt.
Dabei ist es gar nicht einmal so unwahrscheinlich, dass solche Vergleiche nicht nur unsinnig, sondern auch kontraproduktiv sind - und zwar direkt proportional. Anders formuliert: Jedes Mal, wenn wieder ein heimischer Politiker mit den aktuellen Bad Boys der internationalen Berichterstattung, also den üblichen Verdächtigen Trump, Putin, Erdogan und Orban, verglichen wird, dürfte ihm das einen Zuwachs an Wählerstimmen in der Höhe einer mittleren dreistelligen Zahl bringen.
Und es steht zu befürchten, dass auch eine Erhebung zum Austro-Obama oder -Macron die angesprochenen Politiker nur Stimmen kostet. Nicht, weil die Bürger so dumm sind, sondern weil sie klüger sind, als ihnen der Urheber des Vergleichs zugesteht. Es reicht schon, wenn wir uns regelmäßig auf die Suche nach einem neuen Kreisky begeben müssen.
Lob wie Denunziation sind, wenn sie glaubwürdig gelingen sollen, eine feine Kunst. Für die Politik gilt das in besonderer Weise, weil dabei fast zwangsläufig mit den Mitteln der Übertreibung gearbeitet werden muss. Genau das macht eben Vergleiche so schwierig. Donald Trump etwa ist ein Phänomen, das wir noch nicht einmal in Ansätzen verstanden haben, Wladimir Putin ein Autokrat der alten russischen Schule und Recep Tayyip Erdogan ein Volkstribun, der dabei ist, sich eine unter Modernisierungsstress leidende rückständige Gesellschaft recht kompromisslos gefügig zu machen.
Was, bitte, sollen diese Phänomene mit heimischen Politikern gemeinsam haben?