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Lobbying für GründerInnen verstärken

Von Beatrix Neiss

Wirtschaft

"Das Potential für GründerInnen ist in Österreich seit dem EU-Beitritt bei weitem noch nicht ausgeschöpft" meinen unisono Johannes Schedlbauer, Landesreferent der Jungen Wirtschaft sowie Gründungsexperte der Wirtschaftskammer Niederösterreich, und Herta Wanzenböck, Wissenschaftlerin am Institut für Klein- und Mittelbetriebe der Wirtschaftsuniversität Wien im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".


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Wanzenböck empfiehlt eine "rigorose Durchforstung der Eintrittsbarrieren bei Neugründungen" sowie den Abbau des "Zulagendschungels", um das Gründerpotential in Österreich "auch weiterhin auf Erfolgskurs zu halten".

Schedlbauer versteht seine Servicestelle als "Qualitätsmarke für potentielle Gründer". Gleichzeitig bedeutet für ihn "effizientes Wissensmanagement die Stärkung der Jungunternehmerinteressen", er weist in diesem Zusammenhang auf die Realisierung des "Neugründungsförderungsgesetzes" hin. Wanzenböck sieht am Festhalten der Gewerkschaften an Themen wie Kollektivvertrag, Arbeitszeit etc. eine veralterte Position, und dies "trägt nicht zum weiteren Aufschwung der Gründungen" bei. Das novellierte Gewerberecht zeigt durchaus positive Effekte für Gründungen, obwohl "nach wie vor noch zu viele Hemmnisse und Barrieren" vorherrschen und man demnach nur von einer "marginalen Signalwirkung" sprechen kann.

Als gelungenes Beispiel für Lockerungen nennt Wanzenböck die Regelung für Bilanzbuchhalter, die seit kurzem auf selbständiger Basis ihre Leistungen anbieten können. Dies komme vorwiegend Frauen mit betreuungspflichtigen Kindern zugute, die auf "die neue, zeitlich flexiblere Arbeitssituation bereits rasch im Sinne des sogenannten teleworking-Konzepts reagierten". Der Abbau von Eintrittsbarrieren in die Selbstständigkeit ist auch für die grenznahen Regionen wie in Niederösterreich und Burgenland, laut Wanzenböck ein "unabdingbarer Anreiz für GründerInnen". Die Daten bestätigen den positiven Trend und werden sich auch "im Falle der Osterweiterung nicht verschlechtern", ist Wanzenböck überzeugt. Denn obwohl es zur Zeit "unterdurchschnittliche Gründungsquoten" in den grenznahen Gebieten gibt, sind die sogenannten "Überlebensquoten", d.h. die Zahl derjenigen Unternehmen, die nach fünf Jahren noch immer bestehen "deutlich gestiegen".

Ausschlaggebend seien nicht nur die günstigen Ressourcen in jenen Gebieten, sondern auch die positive Entwicklung der "regionalen Innovationszentren" (RIZ) für technologieorientierte Unternehmensgründungen. Gewerbeparks mit ihrem verdichteten Leistungsangebot versprechen auch in Zukunft Anreize für Neugründungen zu bieten. Wanzenböck empfiehlt in diesem Zusammenhang die Ausbildungsmöglichkeiten für qualifizierte Arbeitskräfte ebenfalls in die grenznahen Regionen zu verlagern, damit eine "win-win-Situation" sowohl für potentielle Arbeitgeber als auch für potentielle österreichische ArbeitnehmerInnen entstehen kann.

"Jungunternehmer benötigen eine starke Lobby" resümiert Schedlbauer. Für ihn schlägt sich der Erfolg seiner Serviceaktivitäten als so genanntes "Wissenspool" in den "bereits umgesetzten gesetzlichen Möglichkeiten sowie Förderungen für Neugründungen" nieder. In seiner Funktion als Landesreferent der Jungen Wirtschaft geht Schedlbauer den "Weg der kleinen Schritte" und sieht im "kontinuierlichen Interessensausgleich zwischen Politik, Wissenschaft und Praxis" den Motor für "vernünftige Neugründungen".