Die Kollektivvertragsverhandlungen für 156.000 Beschäftigte im Hotel- und Gastgewerbe beginnen heute. Die Gewerkschaft will eine Erhöhung der Mindestlöhne um 1,7 bis 2,5%. Es herrsche massiver Nachholbedarf, kritisiert Gewerkschaftsvorsitzender Rudolf Kaske. Das durchschnittliche Monatseinkommen in der Branche betrage 1.194 Euro. Es liegt damit um 36% unter dem mittleren Einkommen der Österreicher von 1.866 Euro.
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Der heimische Tourismus befinde sich, trotz der ewigen "Matschkerei" mit einem Umsatzplus von 2,8% im Aufwind. Daher verlangen auch die Beschäftigten einen Teil vom Kuchen, noch rechtzeitig vor der EU-Erweiterung, betont Kaske.
Ganz oben auf der Liste steht die Anhebung der Mindestlöhne. Für Kaskes Stellvertreter Alfred Gajdosik sind auch die vermeintlichen "Spitzengehälter" der Branche sehr niedrig. So verdient ein Oberkellner laut Kollektivvertrag (KV) nur 1.186 Euro und ein Küchenchef 1.337 Euro brutto. Liegt der tatsächliche Lohn darüber, so haben die Beschäftigten Pech mit Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Denn beides wird vom KV-Lohn plus 15%-Aufschlag berechnet. Die Gewerkschaft fordert nun die Berechnung auf Basis des Jahreseinkommens.
Auch die Neuregelung des pauschalierten Nachtzuschlags wird von Kaske als wesentlicher Verhandlungspunkt erachtet. Dieser macht 16,70 Euro pro Nacht - aber nur wenn bis punkt 2 Uhr früh gearbeitet wird. Wird beispielsweise ein Kellner eine Minute früher heimgeschickt, so fällt er um die ganze Zulage um. Die Gewerkschaft will deshalb einen Stundensatz von 2,14 Euro ab 22 Uhr.
Grund zur Sorge gibt die hohe Arbeitslosigkeit im Tourismus: 32.781 waren 2003 ohne Job. Daher dürfe es keine Aufstockung des Saisonierskontingentes geben, so Kaske. Er erwartet noch mehr Arbeitswillige aus den Erweiterungsländern. Vor allem der Druck auf die Ballungsräume werde wachsen. Viele würden möglicherweise als neue Selbständige ihren Unterhalt verdienen. Das Problem bestehe aber schon jetzt: Im Tourismus sind 39.810 Ausländer beschäftigt.