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Lohnkürzung ohne Lohnauszahlung

Von Konstanze Walther

Wirtschaft

Wirtschaftsdelegierter Freytag: "Frage mich, wie lange Griechen so durchhalten."


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"Wiener Zeitung":Wie viel Grad hat es derzeit in Athen?Bruno Freytag: 6 Grad und es geht der Wind. Es ist auch hier ein sehr ungemütlicher Winter. Zumal die Häuser hier in Athen billig gebaut und schlecht isoliert sind. Normalerweise wird in Athen viel mit Heizöl geheizt, aber erstens ist das derzeit sehr teuer, und zweitens gab es schon einen wochenlangen Lieferungsausfall, in dem die Leute gar nicht heizen konnten. Inzwischen gehen viele dazu über, mit Holz zu heizen.

In griechischen Medien ist nach der Einigung auf die neuen Sparmaßnahmen am Donnerstag die Verzweiflung zu spüren.

Es ist wirklich dramatisch. Das neue Memorandum hat es in sich. Es bringt noch mehr Belastungen und Steuererhöhungen. Man fragt sich, wie lange die Griechen so noch durchhalten können. Und man fragt sich auch, ob die ganzen Entbehrungen ihren Zweck erfüllen. Man hat sich nun geeinigt, damit im März die neue Geldspritze kommt. Damit kann man wieder drei Monate überbrücken. Aber das schließt nicht aus, dass im Juni dann wieder neue Maßnahmen notwendig sein werden. Abgesehen davon, dass zwischen März und Juni vielleicht doch noch die Wahlen sind. Und niemand weiß, was die nächste Regierung beschließen wird. Aber die Leute immer mehr zu belasten ist auch keine Lösung.

Dem Vernehmen nach sieht die Vereinbarung des neuen griechischen Sparpakets die Senkung des Mindestlohns auf 586 Euro brutto vor. Das ist ein gewaltiger Abschlag von minus 22 Prozent.

Ja, es wird der Mindestlohn gekürzt, es werden die Gehälter für Berufseinsteiger gekürzt, aber in Wahrheit ist das gewissermaßen Makulatur. Die Realität ist, dass sehr viele Leute ihr Gehalt gar nicht mehr ausbezahlt bekommen. Oder sie müssen monatelang darauf warten, weil es dem Betrieb so schlecht geht. Das gilt vor allem, wie man hört, für die Mehrheit der Unternehmer in kleineren Betrieben etwa in Branchen wie der Gastronomie, der Hotellerie, aber auch in Druckereien. Und in den privaten Fernsehgesellschaften. Leute mit Job ohne Lohn muss man auf die offizielle griechische Arbeitslosigkeitsquote noch dazusummieren. Letztere ist laut aktuellen Daten im November auf den Rekord von 20,9 Prozent geklettert.

Lange Zeit wurde die Hoffnung vermittelt, dass, wenn Athen erst alle Steuern eingetrieben habe, die Lage rosiger aussehen werde.

Es ist wichtig, dass das Geld eingetrieben wird, und es ist ein Skandal, dass es so lange gedauert hat. Aber es ist illusorisch, dass man alle Außenstände noch eintreiben wird.

Für Freitag und Samstag ist ein Generalstreik angekündigt.

Ja, auch am Donnerstag kam es nach Bekanntwerden zum Sparpaket zu spontanen Protesten.

Bruno Freytag ist Wirtschaftsdelegierter der WKO in Athen.