Rechnungshof: Finanzprüfer spielen das Achtfache ihrer Kosten ein.
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Wien. Woher soll das Geld für eine Steuerreform kommen? Zumindest einen Teil könnte man sich von Steuerhinterziehern holen. Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) hat deshalb bereits im Dezember mehr Beamte für sein Ministerium gefordert. Wie viel Geld zusätzliche Betriebsprüfer dem Staat bringen könnten, hat der Rechnungshof in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht beziffert.
Untersucht wurde die "gemeinsame Prüfung aller lohnabhängigen Abgaben" (also Lohnsteuer, Sozialversicherungsbeiträge, Dienstgeberbeiträge und Kommunalsteuer) durch die Prüfer der Krankenversicherungen und der Finanzbehörden. Im Jahr 2013 haben die 470 Prüfer demnach für zusätzliche Einnahmen von 400,47 Mio. Euro gesorgt. Jeder Prüfer habe Einnahmen "in jedenfalls mehr als achtfacher Höhe dessen, was er kostete" erzielt, schreibt der Rechnungshof.
Die Bestimmungen sind zu kompliziert
Die Zahl der Prüfungen ist trotz sinkenden Personalstandes - von 482,4 im Jahr 2010 auf 470,2 im Jahr 2013 - nahezu gleich geblieben (rund 25.500 geprüfte Fälle). Kritik übt der Rechnungshof allerdings an den immer komplexer werdenden Bestimmungen, nach denen Steuern und Sozialabgaben berechnet werden. So müssen Unternehmen und Prüfer mittlerweile mit rund 500 verschiedenen "Beitragsgruppen" zurechtkommen - abhängig u.a. von Alter, Einkommen und Beruf der Arbeitnehmer. Zum Vergleich: 1989 waren es nur 104 Beitragsgruppen.
Der Rechnungshof drängt einmal mehr darauf, die unterschiedlichen Bemessungsgrundlagen der Lohnabgaben und Sozialversicherungsbeiträge zu "harmonisieren". Finanzministerium, Hauptverband und Krankenversicherungen verweisen in dem Bericht darauf, dass eine entsprechende Arbeitsgruppe im Zusammenhang mit der aktuellen Steuerreformdiskussion eingesetzt wurde. Auch im Regierungsprogramm ist eine Harmonisierung vorgesehen.