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Bei den Terroranschlägen in London am vergangenen Donnerstag ist Sprengstoff aus militärischen Beständen verwendet worden, wahrscheinlich vom Balkan. Das sei "sehr beunruhigend", sagte der Chef einer französischen Koordinationsstelle zur Terrorbekämpfung, Christophe Chaboud, nach Beratungen mit Scotland Yard.
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Die Verletzungen der Opfer wiesen darauf hin, dass die Bomben nicht groß, aber sehr stark gewesen seien, wurde der französische Experte am Dienstag in der Zeitung "The Independent" zitiert. Nach einem Bericht der "Times" deuten Übereinstimmungen darauf hin, dass alle vier Bomben vom selben Mann hergestellt wurden.
Britische Ermittler haben nach einem US-Fernsehbericht Fingerabdrücke auf Bombenmaterial gefunden, das für die Londoner Terroranschläge benutzt wurde. Die Geheimdienste wüssten aber noch nicht, ob die Abdrücke auch die der Attentäter seien, berichtete der US-Fernsehsender NBC unter Berufung auf einen früheren ranghohen US-Vertreter. Demnach gehen die Ermittler davon aus, dass mindestens vier Attentäter die Bombenanschläge auf drei U-Bahnzüge und einen Bus verübten.
Die britische "Financial Times" berichtete in ihrer Dienstagsausgabe, die britische Polizei sei kurz davor, einen der Attentäter zu identifizieren. Es habe Fortschritte bei den Bemühungen gegeben, denjenigen zu benennen, der für die Explosion des Busses verantwortlich sei, schreibt das Blatt unter Berufung auf einen ranghohen europäischen Ermittler, der an den internationalen Nachforschungen beteiligt ist. Er erwarte, dass in den kommenden Tagen die Fotos von einem oder mehreren Verdächtigen veröffentlicht würden, wird der Ermittler zitiert.
Der Zeitung "The Times" zufolge gilt zudem zwei Leichen aus dem Bus ein besonderes Augenmerk. Die Toten müssten sehr gründlich untersucht werden, weil es sich möglicherweise um Menschen handle, die die Bombe gehalten oder darauf gesessen hätten, heißt es unter Berufung auf eine "ranghohe Polizeiquelle". "Einer von ihnen könnte der Bomber sein."
Während die britische Regierung die Bevölkerung dazu aufgerufen hat, wieder ganz normal nach London zu fahren, ist es Mitgliedern der US-Luftwaffe untersagt worden, die Stadt aufzusuchen. Eine US-Sprecherin wurde von britischen Medien mit der Aussage zitiert, bis auf weiteres sei den Militärangehörigen ein Aufenthalt innerhalb des Straßenrings M25 nicht erlaubt, der die Hauptstadt umgibt. Grund dafür sei das Sicherheitsbedürfnis für die eigenen Leute. Auch Familienangehörige der US-Militärs seien aufgefordert, sich von London fern zu halten.
In den britischen Medien wurde den USA Ängstlichkeit vorgeworfen. Schließlich habe US-Präsident George W. Bush noch in der vergangenen Woche zugesagt, dass die Briten auf die USA zählen könnten. Die britische Polizei hatte die Bürger Londons schon für Montag aufgefordert, wieder in die Stadt zurückzukehren und ihr so zur Normalität zu verhelfen. Man dürfe sich den Attentätern nicht beugen, hatte es zur Begründung geheißen.