| Potenzieller Käufer müsste mindestens 3 bis 4 Millionen Euro in die Hand nehmen.
| Alt-Eigentümer Al Jaber sollen 400 bis 500 Millionen Dollar Einnahmen in Saudi-Arabien fehlen.
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Kufstein. Dem insolventen Skihersteller Kneissl kann nur noch ein Wunder helfen - oder ein neuer, verlässlicher Investor. Kneissl-Chef Andreas Gebauer weilte am Donnerstag in London, um mit der Investmentfirma B. C. Gespräche über eine Übernahme der Kneissl-Assets zu führen.
"Es gibt seit Wochen Gespräche, die kennen Kneissl schon seit längerem und haben sich wieder gemeldet, als sie gehört haben, dass wir in Restrukturierung stehen", sagt Gebauer zur "Wiener Zeitung". "Die haben viele Beteiligungen - auch im Sportbekleidungsbereich - und haben eine Bank." Nachsatz: "Wir verhandeln schon lange, Herr Al Jaber hat aber immer abgelehnt." Der Scheich wäre bei diesem Verkauf der Gesellschaftsanteile ohne Verlust ausgestiegen, sagt ein anderer Kneissl-Insider.
In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag ist die offizielle Frist abgelaufen, bis zu dieser Kneissl-Eigentümer Mohamed Bin Issa Al Jaber bzw. eine Gesellschaft seines MBI-Konzerns 2,125 Millionen Euro auf das Konto des Masseverwalters zur Erfüllung des Sanierungsplans überweisen hätte sollen. Ein minimaler zeitlicher Spielraum bleibt noch.
"Grundsätzlich ist heute, Donnerstag, die Deadline, aber der Masseverwalter wird erst am Montag einen Bericht an das Gericht übermitteln", weiß Insolvenzexperte Walter Hintringer vom KSV1870. "Es ist aber auch die zweite Bedingung, dass Al Jaber eine Rückstehungserklärung der Bank Austria beibringt, nicht erfüllt worden."
Bei der Bank Austria steht Kneissl mit rund zwölf Millionen Euro in der Kreide, dazu kommen acht Millionen Euro Simultanhaftungen der Holding. Die Rückstehungserklärung müsste entsprechend der Gläubigerquote, die der Bank zusteht, rund 6,4 Millionen Euro betragen.
Marke derzeit verpfändet
Indes hat sich Al Jaber auch verpflichtet, bei der insolventen Kneissl Holding eine Kapitalerhöhung (1,2 Millionen Euro) durchzuführen. Geschieht dies nicht, dürfte der Masseverwalter eine Klage einbringen. Die Kneissl Holding, die Dachfirma der Triple-Pleite, hat die Marke Kneissl an die Bank Austria verpfändet.
"Von der Bank Austria gab es viel Entgegenkommen. Wenn seine 2,1 Millionen Euro geflossen wären, hätten wir auch mit der Bank eine Lösung gefunden", sagt Gebauer. "Bei der Bank Austria geht es um ein Gesamtpaket." Al Jaber habe offene Kredite für das Grand Hotel und das Hotel The Ring. Die Hotels sind gut geführt und profitabel.
Al Jaber, der im In- und Ausland zahlreiche Hotels und gewerbliche Immobilien betreibt, soll mit Liquiditätsproblemen konfrontiert sein. Aus seinem engeren Umfeld heißt es, Al Jaber habe gegenüber der saudischen Regierung Forderungen aus Mietrückständen für eine Riesen-Immobilie in Höhe von rund 400 bis 500 Millionen Dollar. "Er wartet offenbar auf dieses Geld", sagt ein Insider. In Österreich wird sein Immobilienvermögen auf 250 bis 300 Millionen Euro geschätzt, das aber nicht schuldenfrei ist. Ein Käufer hätte kürzlich für 86 Millionen Euro die Wiener "Ringstraßen Galerien" erwerben wollen, der Deal platzte; ein anderer spitzte bisher vergeblich auf den Kauf des Grand Hotels.
"Nichts Unanständiges"
"Wenn man Liquiditätsprobleme hat, dann sagt man das. Das ist nichts Unanständiges, es gibt Alternativen", meint Gebauer.
Der Kneissl-Chef schätzt, dass ein neuer Interessent drei bis vier Millionen in die Hand nehmen muss, um die Kneissl-Assets zu kaufen. "Die Bank Austria hat dabei ein gewichtiges Wort mitzureden - wegen der verpfändeten Markenrechte", so Gebauer. "Sie wird sich einer vernünftigen Lösung, die den Fortbestand von Kneissl garantiert, glaube ich, aber nicht in den Weg stellen."