In den kommenden Tagen steht die ehemalige deutsche Hauptstadt Bonn ganz im Zeichen der erneuerbaren Energien: Zuerst läd Eurosolar gemeinsam mit dem "Weltrat für Erneuerbare Energien" zum "Weltforum für Erneuerbare Energien" und anschließend findet, unter der Schirmherrschaft des deutschen Bundeskanzlers Gerhard Schröder, eine internationale Regierungskonferenz zu diesem Thema statt.
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Unter anderem steht die Gründung einer "Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien" (IRENA) im Raum. Auch die österreichische Wirtschaft könnte von derartigen politischen Weichenstellungen profitieren.
"Nur die massive internationale Verbreitung erneuerbarer Energien kann eine politische, soziale und ökologische Katastrophe abwenden", lautet die Kernbotschaft von Alternativ-Nobelpreisträger Hermann Scheer, der sowohl Präsident von Eurosolar als auch vom Weltrat für Erneuerbare Energien ist.
Angesichts einer unmittelbar bevorstehenden Verknappung der weltweiten Erdöl- und Erdgasbestände bei einem gleichzeitig wachsendem Energiebedarf sei es unumgänglich, "erneuerbare Energien umfassend zu mobilisieren". Eurosolar will auf dem Weltforum von 29. bis 31. Mai zeigen, dass die Regierungen auf dem Bereich erneuerbarer Energien bisher weitgehend untätig waren, wirtschaftliche Vorbehalte gegen solche Initiativen ungerechtfertigt sind, der gesamte weltweite Energiebedarf mit erneuerbaren Energien gedeckt werden kann und dass es besonders vordringlich ist, den Kraftstoffsektor langfristig unabhängig vom Erdöl zu machen. Hierbei müsse der Schwerpunkt bei modernen Biokraftstoffen liegen. Doch das Weltforum will nicht nur Probleme aufzeigen und ein Umdenken fordern, sondern auch Handlungskonzepte vorschlagen. Als einer der dringlichsten Punkte wird die Gründung einer Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) genannt.
IRENA kontra EURATOM?
"Viele schon bestehende internationale Organisationen machen ein bisschen etwas für erneuerbare Energien, aber keine setzt sich wirklich voll dafür ein. IRENA wäre ähnlich auf dieses Thema fokussiert wie EURATOM auf die Atomenergie", erklärt Wolfgang Hein die Dringlichkeit der Gründung einer solchen internationalen Agentur. Hein, der zusätzlich zu seiner Tätigkeit im österreichischen Infrastrukturministerium auch Vizepräsident von Eurosolar ist, hofft auf die Bildung einer Kerngruppe von zehn bis 15 Ländern, die IRENA ins Leben rufen wollen. "Die internationale Regierungskonferenz von 1. bis 4. Juni kann dazu einen Impuls geben", meint er. Der Kernkraft gibt Hein trotz einer teilweise scheinbar wiedererstarkten Atomindustrie und steigender Ölpreise langfristig keine Chance: "Die Atomenergie ist am absteigenden Ast, sie hat nicht das Potenzial wie die erneuerbaren Energien."
Unverhältnismäßige
Förderung für EURATOM
Den Umstand, dass der 1957 unterzeichnete EURATOM-Vertrag zur Förderung der Kernenergie auch im Zusammenhang mit der neuen, geplanten EU-Verfassung unverändert bleiben soll, kann Hein nicht nachvollziehen: "Durch diesen Vertrag hat die Atomenergie Privilegien wie keine andere Energieform. Sie erhält nach wie vor mehr Geld, zum Beispiel für Forschung und Entwicklung, als alle erneuerbaren Energieformen zusammen."
Es handle sich aber nicht nur um einen für alle Länder sehr kostspieligen Vertrag, sondern es gibt hier auch kein Auslaufdatum wie das bei der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) der Fall war. Mit einer "unglaublicher Penetranz" werde an EURATOM festgehalten. "Die Kernenergie ist alt genug, dass sie den Marktkräften überlassen werden könnte", meint Hein.
Gut fürs Klima und die
österreichische Wirtschaft
Von der internationalen Regierungskonferenz erwartet sich Manfred Schneider, der im Landwirtschafts- und Umweltministerium die Abteilung für internationale Umweltangelegenheiten leitet, "eine massive Stärkung der erneuerbaren Energieträger". Die erzielten Ergebnisse sollen dann in weiterer Folge in die UNO-Konferenz 2006 eingespeist werden, die die Themen Energie, industrielle Entwicklung und Atmosphäre/Klima zum Inhalt haben wird. Es gehe darum, internationale politische Entscheidungen in Richtung erneuerbare Energien zu erwirken.
Doch eine vermehrte Abkehr von fossilen Energieträgern und Kernkraftwerken hätte laut Schneider nicht nur positive Auswirkungen auf das Klima: Auch österreichische Firmen, die beispielsweise im Bereich der Biomassenutzung oder bei Kleinwasserkraftwerken weltweit technologisch führend sind, könnten davon profitieren und die Exporte dementsprechend steigern. n