Hochrangige Migrationskonferenz in Rabat. | Europa braucht afrikanische Arbeitskräfte. | Brüssel. Auf der Flucht nach Europa: Mehr als 11.000 Menschen waren heuer von der westafrikanischen Küste kommend auf den zu Spanien gehörenden Kanarischen Inseln gelandet. Jetzt kreuzen dort - gesponsert von der EU-Grenzschutzagentur Frontex - Patrouillenboote aus einem Verbund von nicht weniger als acht Mitgliedsstaaten.
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Erst am Freitag landeten wieder Flüchtlinge auf der italienischen Insel Lampedusa. Malta, der südlichste Mitgliedsstaat im Mittelmeer mit knapp 400.000 Einwohnern, hat dieses Jahr bereits an die 1.200 Afrikaner aufgegriffen. Hunderte seien bei ihrer Flucht ertrunken, schätzt der maltesische EU-Abgeordnete Simon Busuttil.
Dass die EU ohne Kooperation mit den Herkunfts- und Transitländern auf verlorenem Posten steht, ist längst klar. Erst als die marokkanischen Behörden ihren Grenzschutz verschärften, konnten die Flüchtlingsdramen um die spanischen Exklaven Ceuta und Melilla letztes Jahr entschärft werden.
Nun wollen die EU und eine Reihe afrikanischer Staaten bei der ersten gemeinsamen Migrations- und Entwicklungskonferenz am Montag und Dienstag eine umfassendere Lösung des Problems anstoßen. So möchte die Union - vertreten durch Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner, Innenkommissar Franco Frattini und Minister aus zahlreichen Mitgliedsstaaten - mit Afrika eine politische Erklärung und einen Aktionsplan verabschieden.
Denn "wir wollen nicht den amerikanischen Weg wählen, und Soldaten an unsere Südgrenzen schicken", hieß es aus der Kommission. Vielmehr müsse der Fokus auf der Verbesserung der Lebensumstände in den Herkunftsländern und die Vereinfachung der legalen Migration gelegt werden. Denn mittelfristig brauche Europa dringend Arbeitskräfte aus Afrika. Bei gleich bleibender Einwanderungspolitik fürchtet die Kommission wegen der niedrigen Geburtenrate in der EU einen Verlust von 52 Millionen Arbeitskräften bis 2050.
"Behutsam vorgehen"
Daher will die Brüsseler Behörde 2007 Vorschläge für eine gemeinsame Migrationspolitik präsentieren. Ziel sei, "das afrikanische Potential" für den Arbeitsmarkt der EU zu nutzen. Immerhin geschätzte 25 Millionen Wirtschaftsflüchtlinge gebe es in Afrika. Gut ausgebildete Arbeitskräfte gingen heute jedoch in die USA und nach Kanada. Im Gegensatz zu diesen Ländern wolle die EU aber behutsam vorgehen. Denn die Abwanderung von Fachkräften bereite afrikanischen Staaten schon jetzt Probleme. So gebe es in Manchester mehr Ärzte aus Malawi als im Land selbst, sagte ein Kommissionsbeamter.