Washington - Die Tage des designierten republikanischen Mehrheitsführers im US-Senat, Trent Lott, dürften gezählt sein. Nachdem Präsident George W. Bush Lotts als rassistisch gewertete Äußerungen bei einer Geburtstagsparty für den 100-jährigen Senator Strom Thurmond scharf gerügt hatte, forderte Lotts Stellvertreter, Senator Don Nickles, dessen Rückzug, weil Lott durch die Affäre so geschwächt sei, dass er die Durchsetzung republikanischer Anliegen gefährde.
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Der designierte Mehrheitsführer im Senat, Trent Lott, der sein Amt Anfang Jänner antreten soll, hatte in der Vorwoche anläßlich einer Geburtstagsfeier für den scheidenden Doyen des Senats, Strom Thurmond, gesagt, wenn dieser 1948 die Präsidentschaftswahlen gewonnenhätte, dann hätte das Land "die ganzen Jahre über nicht all diese Probleme gehabt." Thurmond war 1948 als Kandidat der "Dixiecrat Party" angetreten, die sich für die Beibehaltung der Rassentrennungspolitik in den Südstaaten stark gemacht hatte.
Die Aussagen Lotts waren auf harte Kritik gestoßen - u.a. hatte Präsident Bush betont, dass diese "Bemerkungen nicht den Geist unseres Landes spiegeln - und Lott hatte sich auch mehrmals dafür entschuldigt. Gleichzeitig war aber in Presseberichten darauf hingewieen worden, dass Lott bis in die Neunzigerjahre hinein immer wieder im Repräsentantenhaus und im Senat gegen Büprgerrechtsgesetze gestimmt hatte und vor rechten Gruppen aufgetreten ist, die die Vorherrschaft der Weißen predigen.
Senator Nickles sagte nun in einem TV-Interview offen, was andere Republikaner hinter vorgehaltener Hand auch bereits geäußert hatten. Lott schade den Republikanern nicht nur bei den schwarzen Amerikanern, sondern auch bei denen mit lateinamerikanischen Wurzeln und bei den Frauen.
Außenminister Colin Powell und Sicherheitsberaterin Condoloeeza Rice haben sich trotz Bitten von Lotts Anhängern bisher strikt geweigert, für Lott in die Bresche zu springen.
Angesichts der knappen Mehrheitsverhältnisse im Senat - die Republikaner stellen 51 Vertreter, die Demokraten 48 und einer ist unabhängig - geht es nun darum, Lott nicht völlig zu demontieren. Träte Lott nämlich zurück, hätte der demokratische Gouverneur von Mississippi, Ronnie Musgrove, über die Nachfolge zu entscheiden und dann käme es im Senat zum Patt, da der unabhängige Senator traditionell mit den Demokraten stimmt.