"Kampusch-Kommission" setzt Arbeit auf Bitte Fekters fort. | Adamovich: Sollen Ermittlungen kontrollierend begleiten. | Wien. Die "Kampusch-Kommission" nimmt ihre Arbeit wieder auf. "Ja, das ist richtig", bestätigten am Montag Innenministerin Maria Fekter und Ludwig Adamovich, Ex-Präsident des Verfassungsgerichtshofs und Leiter der Evaluierungskommission zum Fall Natascha Kampusch, gegenüber der "Wiener Zeitung". Der Folgeauftrag erging bereits im Dezember.
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Ausschlaggebend für die Wiederaufnahme seien, so Adamovich, zwei Gründe gewesen. Zum einen die laufende Veröffentlichung interner E-Mails aus dem Innenministerium, konkret aus dem Büro des Ministers, durch den grünen Abgeordneten Peter Pilz. Dieser hatte angekündigt, auch Mails zu veröffentlichen, die mit dem Fall Kampusch zusammenhängen. Laut Adamovich sei dies bisher zwar noch nicht der Fall, aber man wolle eben vorbereitet sein.
Fekter: Abstimmung mit Staatsanwalt
Der zweite Grund sind bestimmte Ermittlungsaufträge der Staatsanwaltschaft an das Bundeskriminalamt (BKA), "die sich jedoch nicht direkt auf die Person Kampuschs" beziehen, so Adamovich. Diese Ermittlungen des BKA soll die Evaluierungskommission nun auf Wunsch von Innenministerin Maria Fekter "begleitend kontrollieren", beschreibt Adamovich den neuen Auftrag. "Und zwar in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft", ergänzt Fekter. Im Zusammenhang mit dem E-Mail-Verkehr ihrer Vorgänger betont Fekter, man habe mit dem Folgeauftrag sicherstellen wollen, dass jedem Hinweis sofort nachgegangen werde.
Adamovich wiederum legt Wert auf die Feststellung, dass die Ermittlungen sicher nichts mit den Berichten über weitere Missbrauchsopfer des Kampusch-Entführers Wolfgang Priklopil zu tun haben. Die Geschichte des einen Opfers, das Priklopil 1985 missbraucht haben soll, sei bereits lange bekannt; und an der These eines dritten Opfers sei "mit Sicherheit nichts dran", die Frau sei überprüft worden.
Gerhard Lang, der zuständige Beamte im Innenministerium, präzisiert die Ermittlungsaufträge der Staatsanwaltschaft. Dabei geht es um den Verdacht der Kinderpornografie gegen vier Personen, auf die man im Zuge der Recherchen in der Causa Kampusch stieß. Einen direkten Bezug zu Natascha Kampusch und Priklopil gebe es nicht. Nun gehe es darum zu überprüfen, ob strafrechtlich relevante Handlungen vorliegen. Diesbezüglich stehe man ermittlungstechnisch auf dem Stand des Jahres 2006.
Im Juni 2008 hatte Adamovich den zweiten -und bisher letzten - Bericht seiner Kommission an den damaligen Innenminister Günther Platter übergeben. Im Oktober entschied das Justizministerium, die Causa neu aufzurollen.