Häupls Nachfolge-Kandidaten müssen sich im Vorfeld des SPÖ-Landesparteitages am 27. Jänner einem Hearing stellen.
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Wien. Zwei Hearings, Rundmails der Kandidaten, eine Sonderauflage der Mitgliederzeitung und zwei öffentliche Chat-Tage: So lautet das Rezept des "Meinungsbildungsprozesses" der Wiener SPÖ für die bevorstehende Wahl des neuen Vorsitzenden, auf das sich der Parteivorstand am Montag geeinigt hat.
Das heißt konkret, dass sich die beiden Kandidaten Michael Ludwig und Andreas Schieder im Vorfeld des Landesparteitags im Jänner in zwei nicht öffentlichen Hearings den Fragen der Delegierten stellen werden. Zusätzlich wird es persönliche E-Mails an die rund 45.000 Wiener Parteimitglieder geben, in denen Ludwig und Schieder sich und ihre Vorhaben vorstellen sowie eine entsprechende Sonderausgabe der Mitgliederzeitung. Öffentlich werden lediglich die zwei Einzelchats sein, die eine Woche vor dem Landesparteitag zwischen 21. und 23. Jänner stattfinden werden. Und schon in den kommenden Tagen soll ein Bereich auf der Homepage der Wiener SPÖ mit Steckbriefen, Fotos und Lebensläufen von Ludwig und Schieder eingerichtet werden, hieß es am Montag.
"Wettbewerb der besten Ideen"
Äußerten sich Kritiker über ein "unnötige Wahlauseinandersetzung", welche die Partei noch mehr zu spalten drohe, sprachen Noch-Parteichef Michael Häupl und Landesparteisekretärin Sybille Straubinger am Montag zweckoptimistisch von einem "Wettbewerb der besten Ideen". Man habe einen Rahmen festgelegt, der allen etwas bieten würde.
Dass die Partei oder der Verlierer durch die Wahlauseinandersetzung Schaden nehmen könnten, glaubt Häupl nicht. "Die beiden machen das sehr gut", erklärte Häupl. "Man committet sich darauf, dass man nicht nachher der Häuptling einer Ruine sein will." Auch dass sich beide Kandidaten inhaltlich kaum unterscheiden, macht dem Bürgermeister kein Kopfzerbrechen.
Inhaltlich gleich
Er habe stets betont, dass es bezüglich inhaltlichen Ausrichtungen einstimmige Parteitagsbeschlüsse gebe - also in der Frage zur Haltung gegenüber der FPÖ, in der Frage der Migration oder der Integration bzw. zu allem, was es an Streitthemen innerhalb der SPÖ gegeben hat.
Ludwig und Schieder würden inhaltlich zweifelsohne nahe beieinander liegen. "Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass man nun zwischen zwei Persönlichkeiten auswählen kann, die dann sehr wohl unterschiedlich sind in Sachen Temperament, in dessen, wie sie sich ausdrücken und im Verständnis des Zugangs zur Diskussion mit Menschen. Und so wie sich derzeit die Diskussionen in der Partei gestalten, halte ich das auch in Zukunft für eine Bereicherung", so Häupl.
Am genauen Setting des Hearings wird laut Straubinger noch gearbeitet. Auch Ort und Datum würden noch nicht feststehen. Dass alle rund 950 Delegierten dem Hearing beiwohnen werden, glaubt die Landesparteisekretärin nicht. Die meisten Genossen hätten ihre Entscheidung bereits getroffen. So rechnet Straubinger mit etwa 200 bis 250 Personen pro Hearing. Dennoch sei es wichtig, den Ablauf zu strukturieren, meinte Häupl. "Da geht es darum, dass man zu Themen-Cluster kommt, die dann abgearbeitet werden, sonst wird das ein Chaos, was wir uns natürlich nicht wünschen."
Keine Anträge
Auch der konkrete Ablauf am Landesparteitag am 27. Jänner, bei dem der neue Parteichef gewählt wird, ist noch nicht zur Gänze durchgeplant. Die Details müssen laut Straubinger noch ausgearbeitet werden. Klar ist, dass auf der Tagesordnung "Wahl des Parteivorsitzenden" stehen wird. Und Anträge wird es dieses Mal keine geben. Dass sich noch ein dritter Kandidat bewerben könnte, halten im Übrigen Häupl und Straubinger weiterhin für nicht ausgeschlossen, aber "extrem unwahrscheinlich".