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Luft, Land und Wasser gefährdet

Von Brigitte Pilz

Politik

Wien - Die rasante wirtschaftliche Entwicklung ist in der Volksrepublik China mit gewaltigen Umweltsünden einhergegangen. Ein Umdenken sei notwendig, sagt eine aktuelle Studie. Nur ein Entwicklungsweg, der Schonung der Umwelt und nachhaltige Nutzung der Ressourcen schon bei der Planung mitberücksichtigt, kann die Probleme lösen.


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Wer sich in Chinas Metropolen Peking oder Shanghai aufhält, erfährt mit jedem Atemzug, dass es in diesem Riesenland auch riesige Umweltprobleme gibt. Die Verschmutzung der Luft erreicht internationale Spitzenwerte. Das Trinkwasser kann für alles mögliche, nur nicht zum Trinken verwendet werden. Die Müllberge türmen sich.

Auch kleinere Industriestädte ersticken fast im Smog. Weite Landstriche sind abgeholzt. Erosion hat viele Ackerflächen unfruchtbar gemacht. Die rasante wirtschaftliche Entwicklung Chinas, die Industrialisierung und Motorisierung haben tiefe Spuren in der natürlichen Umwelt hinterlassen.

Nach zweijährigen Forschungen wurde kürzlich unter dem Titel "China: Luft, Land und Wasser - ökologische Prioritäten für das neue Jahrhundert" ein Bericht veröffentlicht, der aufzeigt, wie die Volksrepublik der Herausforderung einer nachhaltigen, zukunftsfähigen Entwicklung nachkommen könnte. Er ist das Ergebnis einer Kooperation zwischen Weltbank, der staatlichen chinesischen Umweltschutzbehörde und zehn Forschungsinstituten. Finanziell gefördert wurde das Unternehmen von Norwegen.

China hat auch in der Vergangenheit Anstrengungen unternommen, die Umweltschäden einzuschränken, sagt der Bericht. Beispielsweise wurden besonders im Osten und Nordosten des Landes unter dem Namen "Große Grüne Mauer" gewaltige Aufforstungsprogramme umgesetzt. In der zweiten Hälfte der neunziger Jahre konnten ferner Erfolge in der Reduktion der Luft- und Wasserverschmutzung erzielt werden. In Bewässerungsgebieten wurde der Grad der Versalzung der Böden eingedämmt.

Was jetzt erforderlich sei, ist ein Umdenken: Bisher hat man versucht, Umweltmiseren im nachhinein zu begegnen. Es ginge aber darum, ökologische Sünden bereits in der Planung der nächsten Entwicklungsschritte zu vermeiden. Wenn das nicht geschehe, würden die negativen Auswirkungen auf die natürliche Umwelt noch gravierender und komplexer werden. Der Kampf ist trotz positiver Ansätze noch längst nicht gewonnen. Deshalb bezieht sich der Report explizit auf den 10. Fünf-Jahresplan 2001 bis 2006 der Regierung.

Bevölkerung einbeziehen

In folgenden Bereichen sollte es ganz besondere Anstrengungen geben:

1.) ländliche Entwicklungsprojekte, die die Armut bekämpfen und gleichzeitig dem Umweltschutz und dem Erhalt der biologischen Vielfalt Augenmerk schenken;

2.) Einschränkung der Luftverschmutzung in den Städten, was den Aufbau eines effektiven Umweltschutz-Managements und der entsprechenden Infrastruktur erfordert;

3.) die Entwicklung neuer Ansätze der Müllentsorgung speziell für Betriebe bis hin zur Großindustrie.

Nicht berücksichtigt wurden in dieser Untersuchung mögliche ökologische Auswirkungen der Atomenergie, der Gentechnologie oder der Umgang mit giftigem Müll. Auch dies wären für die chinesische Umwelt nicht unwichtige Themen.

Grundsätzlich werden landesweit der Aufbau von effektiven Strukturen für Management- und Administration in all diesen Bereichen sowie verstärkte Investitionen in Forschung und Schulung von Personal empfohlen.

Das Interesse der Öffentlichkeit nimmt in Umweltfragen zu. Ein Hinweis ist der Zuspruch der Bevölkerung für die beginnenden Aktivitäten von Greenpeace im Land der Mitte. "Die Mitarbeit der breiten Bevölkerung in Sachen Umweltschutz sollte erhöht werden", sagt die Studie. Nur dann sei eine nachhaltige, das heißt eine auf lange Sicht tragfähige Entwicklung umzusetzen.

Die Regierung hat für das Jahr 2008, wenn Peking der Austragungsort der Olympischen Spiele sein wird, eine "saubere Hauptstadt" versprochen. Bleibt zu hoffen, dass beim Aufräumen die Probleme nicht nur unter den Teppich gekehrt werden.