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Lufthansa "zahlt" für AUA negativen Kaufpreis von vorläufig 282 Millionen

Von Karl Leban

Analysen

Geld bekommt nur der Streubesitz. | Spätestens am 31. August geben die EU-Wettbewerbshüter offiziell grünes Licht für die Übernahme der AUA durch den deutschen Fluggiganten Lufthansa. Spätestens am 14. September ist der Notverkauf der AUA mit dem Closing (Aktientransfer) dann auch formalrechtlich abgeschlossen und die Kranichlinie neuer Eigentümer des massiv kränkelnden Austro-Carriers.


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Was den Deal so bemerkenswert, ja geradezu ungewöhnlich macht, ist der negative Kaufpreis. Die Deutschen müssen für die Übernahme nämlich - genau genommen - nichts aus der eigenen Tasche zahlen. Sie bekommen die schwer ramponierte AUA de facto zum Nulltarif und vom österreichischen Steuerzahler dazu noch fürstlich Geld draufgepackt. Was mittlerweile hinlänglich bekannt sein dürfte: Anders wäre die mit dramatischen Verlusten kämpfende und mit Schulden von fast 1,9 Milliarden Euro befrachtete Fluglinie gar nicht anzubringen gewesen.

Bisher freilich haben sowohl die Lufthansa als auch die Staatsholding ÖIAG, die sich als Hauptaktionär der AUA verabschiedet, zur Höhe des negativen Kaufpreises geschwiegen. Wie hoch ist dieser denn nun tatsächlich? Rein rechnerisch sind es vorläufig minus 282 Millionen Euro.

Wie kommt es zu diesem Wert? Der Dreh- und Angelpunkt der Rechnung ist die 500 Millionen Euro schwere Staatsbeihilfe, die der AUA (respektive dem Lufthansa-Konzern) beim Verkauf mit auf den Weg gegeben wird.

Bangen um Rückflüsse

Diese halbe Milliarde lässt den Kaufpreis automatisch tief ins Minus rutschen - zum Vorteil der Lufthansa, die ihren Einstieg von diesem Zuschuss abhängig gemacht hat. Denn das Übernahmeangebot der Lufthansa von 4,49 Euro je Aktie taxiert den Wert der gesamten AUA nur auf rund 382 Millionen Euro. Und davon, so die Vereinbarung mit der ÖIAG, zahlt der Kranich zumindest vorerst auch nicht alles. Voll abgefunden wird zunächst nur der Streubesitz der börsenotierten AUA - mit 217,6 Millionen Euro in Cash.

Die ÖIAG "lukriert" beim Verkauf ihres 41,6-Prozent-Anteils hingegen nur einen symbolischen Preis von einem Cent je Aktie. In Summe sind das lediglich rund 366.000 Euro, die quasi von der Beihilfe wieder retour zum Staat fließen.

Einen weiteren Geldrückfluss von bis zu 164 Millionen Euro (bis zu 4,48 Euro pro Aktie) verspricht jedoch ein Besserungsschein. Sollte die ÖIAG diesen in drei Jahren tatsächlich voll ziehen können, muss die Lufthansa nachzahlen, was den negativen Kaufpreis für die AUA im Nachhinein von minus 282 auf minus 118 Millionen Euro drücken würde. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die AUA in der Zeit von 2009 bis 2011 klar definierte Ergebnisziele erreicht und die Lufthansa-Aktie an der Börse besser abschneidet als andere Airline-Titel. In der Branche wird derzeit stark bezweifelt, dass es dazu kommt.