Per Cromwell gelang mit dem Teddybären-Flug ein politischer Coup.
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"Wiener Zeitung": Wie ist die Idee entstanden, als Zeichen des Protests gegen das Regime in Minsk Teddybären über Weißrussland abzuwerfen?Per Cromwell: Uns hat eigentlich der weißrussische Aktivist Pawlo Winahradau auf die Idee gebracht. Als das Regime ein Gesetz verabschiedete, das eine Zusammenkunft von mehr als drei Personen auf öffentlichen Plätzen untersagte, hat er Teddybären in Gruppen auf die Straße gestellt. Die Polizei kam und räumte sie weg - was lächerlich ist. Wir dachten uns: Das ist eigentlich eine großartige Idee, um sich einem Diktator entgegenzustellen. Und so beschlossen wir, Teddybären aus der Luft abzuwerfen. Damit wollten wir freilich auch die Aktion vor Ort unterstützen.
Präsident Lukaschenko feuerte aus Ärger den Luftwaffenchef und obersten Grenzhüter, ließ Leute, die Teddy-Fotos ins Internet stellten, festnehmen und warf wegen der Teddybären alle schwedischen Diplomaten raus. Was sagen Sie zu diesen Reaktionen?
Lukaschenko hat sich damit in der ganzen Welt zur Lachnummer gemacht. Und er hat mitgeholfen, den Fall international publik zu machen, weil er den Medien immer wieder neue Anlässe lieferte, darüber zu berichten. Schlechter hätte man mit der Causa aus seiner Perspektive nicht umgehen können. Zunächst hatte er ja versucht, die Teddy-Affäre ganz zu vertuschen.
Sie haben Lukaschenko einmal als "Clown" bezeichnet. Wieso?
Lukaschenko benimmt sich ziemlich lächerlich, so wie jeder Diktator. Ich glaube nicht, dass man ihn irgendwo auf der Welt ernst nimmt. Ernst ist die Lage allerdings für die Menschen in Weißrussland - und sie wird immer problematischer.
Wer hat die Kampagne eigentlich finanziert?
Wir, Studio Total. Wir haben alles selbst bezahlt.
War das schwedische Außenministerium oder die schwedische Botschaft in Minsk vorab informiert?
Nein, waren sie nicht.
Zur Person
Per Cromwell
Der Schwede ist Co-Gründer der PR-Agentur Studio Total.