Crowdinvesting gegen das Zinstief: Worauf Anleger achten sollten.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 5 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Freude am klassischen Sparen haben die Österreicher schon lange nicht mehr. Die Zinsen auf Sparbücher, Festgeld- und Tagesgeldkonten sind mickrig, die Inflation trägt dazu bei, dass es damit sogar zu einem realen Vermögensverlust kommt. Schlagzeilen wie "Österreich spart sich arm" weisen immer wieder auf diesen Umstand hin. An sich sind die Österreicher in Geldangelegenheiten sehr konservativ, doch die tiefen Zinsen machen alternative Anlageformen, darunter auch Crowdinvesting, für viele interessant. Denn die Beteiligung an Crowdinvesting-Projekten bringt den Investoren oft attraktive Renditen ein, und im Gegensatz zu manch anderen Anlageformen entstehen für Anleger dabei keinerlei Kosten wie Servicegebühren oder Honorare.
Man darf aber nicht vergessen, dass es sich dabei um Risikokapital handelt - im schlimmsten Fall können Anleger ihr Geld verlieren. Umso wichtiger ist es daher, sich gut zu informieren, bevor man sich für oder gegen eine bestimmte Crowdinvesting-Plattform entscheidet. Die nachfolgenden fünf Punkte sollten Anleger dabei keinesfalls außer Acht lassen:
Blick auf die Frequenz und möglichst breite Streuung
Nimmt man eine Crowdinvesting-Plattform näher unter die Lupe, lohnt es sich zu überprüfen, wie aktiv diese in der jüngeren Vergangenheit war, also wie viele Projekte zuletzt gestartet wurden. Denn reger "Traffic" ist nicht nur ein Indiz dafür, dass die Plattform bei Wirtschaftstreibenden für Finanzierungen gefragt ist, sondern erleichtert den Investoren auch die Diversifikation. Das ist ein ganz entscheidender Punkt. Denn wie bei jeder Form der Geldanlage ist auch beim Crowdinvesting Risikominimierung durch Streuung zu empfehlen. Wer also zum Beispiel 3.000 Euro investieren möchte, sollte die Summe auf mehrere Projekte aufteilen und nicht alles auf eine Karte setzen.
Verzinsung und Laufzeit
der Investitionsprojekte
Aus rechtlicher Sicht gewähren beim Crowdinvesting private Investoren Unternehmen ein Darlehen. Crowdinvesting-Plattformen koordinieren und wickeln den Prozess ab. Als Investor geht man damit ein gewisses Risiko ein und darf sich dafür eine attraktive Rendite erwarten. Daher sollte man sich vergewissern, welche Plattformen und Projekte die höchsten Erträge in Aussicht stellen. Unter anderem sorgen schlanke Strukturen dafür, dass eine Crowdinvesting-Plattform ihren Kunden höhere Zinsen bieten kann.
Neben dem angebotenen Zinssatz sollte man aber auch noch die Projektlaufzeit beachten. Eine relativ lange Laufzeit bedeutet immer auch, dass länger etwas schiefgehen kann. Dieses Risiko tragen die Investoren. Bei der auf Immobilien-Crowdinvesting spezialisierten Plattform Dagobertinvest etwa beträgt die Projektlaufzeit in der Regel maximal zweieinhalb Jahre. Der durchschnittliche Zinssatz beläuft sich, über rund 100 Projekte gerechnet, auf 6,97 Prozent p.a.
Kundenservice auch
bei Internet-Plattformen
Crowdinvesting ist ein Online-Business - was aber nicht heißt, dass Plattformen die persönliche Betreuung ihrer Investoren deswegen als obsolet erachten sollten. Ein weiteres wichtiges Qualitätsmerkmal ist daher, wie gut Investoren oder Interessenten die Anbieter mit Fragen und Anliegen erreichen können - sowohl online als auch offline. Wer den Anspruch hat, nicht nur Digital Natives, sondern die breite Masse zu erreichen, sollte dem auch bei seinem Kundenservice Rechnung tragen. Kunden dürfen sich von einer Crowdinvesting-Plattform erwarten, dass man sie entweder gleich telefonisch erreicht oder zeitnah und verlässlich einen Rückruf erhält. Auch der spontane persönliche Besuch eines Kunden im Büro sollte einen Anbieter nicht vor unlösbare Probleme stellen.
Finanzierungen
nicht ohne Bank
Für viele Unternehmen stellt Crowdinvesting mittlerweile eine attraktive Finanzierungssäule dar, um ihre Vorhaben realisieren oder beschleunigen zu können - es sollte aber nicht die einzige sein. Stellt sich das anders dar oder geht es aus den Unterlagen nicht klar hervor, sollten Investoren im Vorfeld jedenfalls hellhörig werden. Ein guter Richtwert ist, dass rund 70 Prozent des notwendigen Kapitals von den Geschäftsbanken finanziert werden. Den Rest können das Eigenkapital des Unternehmens sowie Crowdkapital beisteuern.
Funktionierendes
Projektmonitoring
Letztlich zählt für die Investoren, dass sie das eingesetzte Kapital plus attraktive Zinsen ausbezahlt erhalten. Doch auch während der Projektlaufzeit sollte der Informationsfluss stets passen und die Crowd auf dem Laufenden gehalten werden. Das gilt sowohl für den Fall, dass alles gut und planmäßig verläuft, aber erst recht dann, wenn etwas schiefläuft. Die Plattformen sind also gefordert, sowohl ein funktionierendes Projektmonitoring auf die Beine zu stellen als auch etwaige Probleme sauber und klar an die Investoren zu kommunizieren.
Dazu ist zu sagen, dass es beim Crowdinvesting in Immobilienprojekte in Österreich bisher noch keinen einzigen Projektausfall gegeben hat. Vereinzelt kam es zu verspäteten Rückzahlungen, dafür erhielt die Crowd dann aber Extrazinsen. Bei Start-up-Finanzierungen ist das Risiko deutlich höher. Doch unabhängig vom Projekt gilt: Wenn eine Plattform unerfreuliche Nachrichten verschleiert oder ewig zurückhält, wird sie dadurch nichts gewinnen, sondern rasch das Vertrauen ihrer Kunden verspielen. Merken die Investoren jedoch, dass eine Plattform immer offen kommuniziert und auch Risiken beim Namen nennt, stärkt das die Bindung.