Luol Deng flüchtete aus dem Sudan und wurde ein millionenschwerer Spitzensportler in den USA. Jetzt möchte er seinem Geburtsland helfen.
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Luol Deng ist ein Basketball-Star in den USA. Angeblich ist er auch Barack Obamas Lieblingsspieler; zumindest war er einer der ersten Sportler, die der Präsident im Weißen Haus empfangen hat. So wie Obama hat der Flügelspieler der Chicago Bulls Wurzeln in Afrika, nur mit dem Unterschied, dass er tatsächlich dort geboren wurde. Genauer: im krisengeschüttelten Südsudan, wo etwa zwei Millionen Menschen im Bürgerkrieg ihr Leben gelassen haben.
Er und seine Geschwister waren es gewohnt, unter dem Bett in Deckung zu gehen, wenn wieder einmal vom nahegelegenen Hügel her geschossen wurde. Als es still wurde und sie sich wieder vors Haus wagten, war der Boden meist mit Patronen übersät.
Sein Vater war Abgeordneter und Minister im christlich geprägten Süden des Sudan und wurde nach einem Militärputsch im Jahr 1989 verhaftet und eingesperrt. Zuvor waren die neun Deng-Geschwister mit der Mutter nach Ägypten geflohen. Luol war damals drei Jahre alt. Jahre später gelang es dem Vater, in Großbritannien politisches Asyl für sich und seine Familie zu erhalten. Luol kam schließlich mit zehn Jahren nach London.
"Dieses Land hat uns auf einen Weg in ein neues Leben geführt", sagt Deng heute, der mittlerweile über einen britischen Pass verfügt. Seine große Karriere startete er allerdings in den USA. Im zarten Alter von vierzehn Jahren entdeckte ihn ein Talente-Scout in London und lotste ihn mit einem Sport-Stipendium über den großen Teich.
Deng war beseelt von der Idee, der Beste zu werden: "Wenn du aus England bist, reicht es nicht, so gut wie die Amerikaner zu sein, du musst besser sein", erklärt er. Der Ehrgeiz zahlte sich aus. Schon bald wurde er ein Basketball-Star und folgte dem legendären Michael Jordan als bekanntestes Gesicht der Chicago Bulls nach, bei denen er für fast 80 Millionen Dollar einen Sechs-Jahres-Vertrag unterschrieb. Jetzt will Deng vor allem eines: anderen helfen.
Da wäre einmal England, mit dessen Nationalmannschaft er in seinen Ferien um die Teilnahme bei den Olympischen Spielen 2012 kämpft. "England hat mir so viel gegeben, jetzt möchte ich etwas zurückgeben. Aber irgendwie hat England schon alles. Der einzige Weg für mich zu helfen ist durch Basketball", sagt er.
Helfen möchte er aber auch seiner alten Heimat: "Es wäre so eine Verschwendung, wenn ich meine Position nicht dazu nützen würde, anderen Menschen zu helfen. Deshalb ist es so wichtig, dass ich mithelfe, die Aufmerksamkeit auf das zu lenken, was derzeit im Sudan geschieht." Nach 20 Jahren ist er diese Woche wieder in den Sudan zurückgekehrt. Dorthin, wo er mit etwas weniger Glück aufgewachsen wäre: "Ich denke nicht gerne daran, was geschehen wäre, wäre ich im Sudan geblieben. Möglicherweise hätte ich im Krieg kämpfen müssen."
Nun hilft er Schulen wieder aufzubauen und motiviert Kinder: "Jeder von euch kann etwas Besonderes werden", sagte Deng vor Schülern, "vielleicht werdet ihr Präsident und macht dieses Land groß." Um das zu unterstützen, hat er eine eigene Stiftung gegründet, die Menschen in Afrika Schutz, Wasser und Bildung bereitstellen will.