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Lustschrei und Askese

Von Andreas Rauschal

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Der Sonntagabend erwies sich als TV-Programm gewordenes Ärgernis. Neben Doku soaps und Filmen, die man sich entweder für Geld nicht freiwillig ansehen würde oder bereits auswendig mitsprechen konnte, musste auch eine Wiederbegegnung mit Didi Hallervordens Komödie "Didi - Der Experte" nicht sein. In Sachen Aktualität übrigens Spitzenreiter: ORF Sport Plus mit dem Finale der Fußball-WM 1994, Italien gegen Brasilien.


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Als Höhepunkt des Abends müssen also Christa Kummers Stöckelschuhe angeführt werden, die uns in den Farben des Union Jack entgegenflackerten und Meg Ryans Orgasmusimitationslustschreie, die auch noch die angrenzenden Wohnungen unterhielten. Oma, hör zu, der junge Mann hat Besuch!

Einige Spannung hingegen bot der spätere Nachmittag. Harry Prünster spazierte für "Harrys liabste Hüttn" durch das Mostviertel, also von einem Heurigen zum nächsten, und man durfte sich fragen: Was würde es diesmal geben? Saure Wurst oder Speckjause? Grammelbrot oder Surbraten? Womöglich eine Käseplatte? Hinterher einen Krapfen oder doch einen Schmarrn? Most oder Bier dazu, ein Schnapserl danach? Nuss oder Birne? Und tatsächlich wurde Prünster zünftig bewirtet, griff - ganz Profi, gewahr der Herzkreislaufprobleme verursachenden Wirkung (hier drehbedingter) Gewichtszunahme - aber nur bei den Mostviertler Kipferln zu. Seinem Charme hatte er zu verdanken, dass die Wirtinnen ihn darob nicht steinigten. Und auch die am Folgetag drohende "steinerne Birne" - wie ein Heuriger hieß - schien durch derlei Askese erfolgreich verhindert.

Roberto Baggio übrigens verschoss damals den entscheidenden Elfer. Wer hätte das gedacht?