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Luxus im ÖBB-Railjet: Mit Meinl in den Graben

Von Peter Hueber

Gastkommentare

40 Millionen Euro für Meinl am Graben, damit der versprochene Luxus in den ÖBB Railjets einen Namen hat, unglaublich! Gerade wurde Martin Huber mit Millionenabfindung des Amtes enthoben, die ÖBB-Spekulationskatastrophe geht endgültig böse aus, und dann dieses Geschenk an den Gourmet-Caterer, wie unlängst in den Medien gemeldet wurde.


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Dabei ist die Idee nicht schlecht: Investieren wir in den Kundenservice (nicht nur in Bahnhöfe), schaffen wir ein attraktives Angebot als Konkurrenz zur Straße, verpassen wir der Bahn ein neues Image. Aber welches Image? Der Railjet ist in Technik und Komfort mit dem ICE vergleichbar, hat gut gefederte Waggons, mit den berühmten Bildschirmen, auf denen man die 200 Stundenkilometer ablesen kann, die er manchmal fährt. Leider aber schlug das Spießertum heimischer Sozialaufsteiger in der ÖBB-Vorstandsetage voll durch; eigene Jet-Set-Phantasien waren stärker als Marktforschung und Kundenwünsche:

* Als "Neuer Bahnkunde" möchte ich keine Premium-Klasse (gegen 25 Euro Aufpreis auf die 1. Klasse) inklusive fünfgängigem Gourmetmenü im Luxus-Fauteuil. Restaurantwagen gibt´s ja leider nicht mehr. Die ÖBB zahlen Meinl für den Namen samt Menüvorschlägen in vier Jahren sage und schreibe 40 Millionen Euro. Tatsächlich stammen Produkte und Service von der bewährten, aber nicht so exklusiven Express Restaurant & Catering GmbH, die seit einigen Jahren in den EC-Zügen serviert. Das Premium-Menü ist attraktiv, aber keine Konkurrenz zu Frischgekochtem im (gewiss sehr guten) Meinl-Restaurant: Bei meinem Selbstversuch gab es ausgetrocknete Ravioli-Ecken, zu kaltes Caprese und Billig-Huhn mit lauwarmer Sauce.

* Ganz wesentlich wäre dagegen, in zwei Stunden von Salzburg nach Wien zu kommen. Für den Umstieg vom Auto auf die Bahn möchte der moderne Kunde Tempo und Pünktlichkeit. Da hilft also nur ein Ausbau der Strecken und nicht die Simulation eines Gourmetmenüs.

* Beim Railjet erfolgte leider ein Vergleich Flug-Schiene: Die drei Klassen Premium, First und Economy sind vom Fliegen abgekupfert, das ist aber für die kurzen Strecken in Österreich eine Haube zu viel. Wichtiger als die millionenteure Premium-Klasse wären Fortführung und Ausbau der Business-Abteile, die sich bisher im EC bewährt haben. Geringer Aufpreis auf die 1. Klasse, dafür viel Platz, Tische, guter Handyempfang und Netzstrom fürs Notebook.

Zur Verschleuderung von Staatsgeldern eine grobe Modellrechnung: Fährt der Railjet in Zukunft auf allen Langstrecken in Österreich und sitzen im Premium pro Fahrt täglich etwa 20 Leute, wären das rund 600 Premium-Kunden am Tag (jährlich etwa 20.000). Da man die 25 Euro Premium-Aufpreis vernachlässigen kann (gehen für Material, Transport, Service, Abschreibung der Premium-Liegesitze drauf), kostet den Steuerzahler das "Meinl-Menü" im Railjet 500 Euro. So teuer kann man bei Ducasse in Paris oder Tokyo kaum dinieren. Wohl aber als Gast der ÖBB Personenverkehrs AG. Dem Management ist zu gratulieren!

Peter Hueber ist Projektmanager am Friedrich v. Hayek Institut