Neue Wiener Luxushotels bringen Top-Segment-Preise unter Druck. | Dank Förderungen peilt Hofreitschule erstmals ausgeglichenes Ergebnis an. | Die Hofreitschule wird im Sommer zum Ballsaal. | "Wiener Zeitung": Das Hotel Sacher ist ein Hotel der Luxuskategorie. Wie wirkt sich die Wirtschaftskrise auf den Geschäftsgang eines solchen Hauses aus? | Elisabeth Gürtler: In dieser Krise ist etwas Untypisches passiert. Normalerweise trifft es die Erholungshotels stärker, diesmal leidet der Städtetourismus, und da wiederum besonders die Luxushotellerie. Denn Luxus ist im Moment überhaupt nicht en vogue.
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Die Reisebudgets der Unternehmen sind stark gekürzt worden. Wenn jemand früher in einer Suite gewohnt hat, dann ist es jetzt bestenfalls noch ein De-Luxe-Zimmer, und diejenigen, die bisher Fünf-Stern-Hotels gebucht haben, steigen jetzt in Vier-Stern-Häusern ab. Das ist ähnlich wie bei den Airlines mit der Business-Class, die jetzt überall halb leer ist. Luxus ist derzeit verpönt, das Wort wird sogar aus vielen Werbebroschüren gestrichen.
Ihre Hotels in Wien und Salzburg können das Etikett "Luxus" allerdings weiterhin nicht verheimlichen.
Wir haben uns viele Jahre bemüht, das zu verkörpern. Jetzt von einem Tag auf den anderen die Strategie völlig zu ändern, wäre unglaubwürdig. Ich glaube auch, dass Luxus etwas ist, das speziell Leute, die aus eigener Kraft zu Geld gekommen sind, weiterhin schätzen. Und auch das wirtschaftliche Umfeld wird wieder besser werden. Momentan sind die Zeiten schlecht, aber das wird nicht Ewigkeiten so bleiben.
Viele Unternehmen senken in der Wirtschaftskrise die Preise. Wie reagiert ein Betrieb der Luxusbranche?
Ich halte es für falsch, jetzt die Preise radikal zu senken. Man wird unglaubwürdig und außerdem wäre es sicher sehr schwierig, die Preise wieder anzuheben, wenn dann der Aufschwung kommt.
Also reagieren Sie gar nicht auf Buchungsrückgänge?
Doch, das tun wir sehr wohl. Was man tut, ist, dass man in den Preis mehr Wert in Form von Zusatzleistungen hineinpackt. Und ich habe den Eindruck, dass uns die Krise weniger stark trifft als andere Luxushotels, die sich vor allem auf Geschäftsreisende konzentrieren. Bei uns machen Business-Gäste nur etwa 40 Prozent der Nächtigungen aus.
In Wien werden in nächster Zeit einige neue Luxushotels eröffnen. Das zusätzliche Bettenangebot wird den Druck auf die Zimmerpreise vermutlich verstärken?
Die Preise sind schon jetzt nicht mehr sehr hoch. Aber natürlich wird es sich auf die Preise auswirken, wenn neue Häuser dazukommen, die allesamt im Fünf-Stern-Bereich angesiedelt sind. Denn auch wenn jetzt noch alle hoch und heilig schwören, dass sie nicht über den Preis verkaufen werden, wird sich der Wettbewerb dann sehr wohl auch über den Preis abspielen. Das ist schlecht.
Die Zeiten werden für ein Haus wie das Hotel Sacher also kurzfristig noch härter werden?
Na ja, es kann mittelfristig auch einen positiven Effekt haben, wenn Hotelketten nach Wien kommen, die weltweit starke Marketing- und Verkaufsaktivitäten setzen. Wenn Kempinksi, Shangri-La und Four Seasons ihre neuen Häuser in Wien bewerben, dann tut das der Destination gut. Wien wird sich insgesamt dann vermutlich über mehr Nächtigungen freuen können. Allerdings wird sich die Auslastung im Luxussegment eine Zeit lang schwierig gestalten.
Wie behauptet sich ein Familienunternehmen gegen große internationale Hotelketten mit ihren weltweiten Marketingaktivitäten und Bonusprogrammen?
Solche Gäste-Bindungsprogramme, bei denen man Bonuspunkte und Gratisnächtigungen sammelt, die man dann weltweit einlösen kann, das können wir so nicht bieten. Wir gehören allerdings zu den "Leading Hotels of the World". Das ist eine Marketingvereinigung von Luxushotels, wo es jetzt ein ähnliches Kunden-Bindungsprogramm mit Gratisnächtigungen gibt. Aber natürlich haben wir gegenüber großen Hotelketten in der Vermarktung gewisse Nachteile. Allerdings wollen viele Gäste, wenn sie in eine Stadt reisen, diese Stadt auch spüren. Das soll dann authentisch und individuell sein. Und da bietet ein Haus, das von einer Wiener Familie geführt wird, sicher mehr Authentizität, als am Reißbrett erstellte, von internationalen Architekten geplante Häuser, die sich mit austauschbarer Dekoration präsentieren.
Wie wirkt sich der Konjunktureinbruch auf den Verkauf der Sachertorten aus?
Die Sachertorte spürt die Tourismuskonjunktur. Wobei die Verkaufszahlen da nicht so sehr von unserer eigenen Auslastung im Hotel abhängen, sondern von den insgesamten Gästezahlen in der Stadt. Wenn Wien weniger Nächtigungen hat, sind auch die Umsätze der Sachertorte rückläufig. In diesem Sinne werden die neuen Luxushotels in Wien für das Sachertortengeschäft sicher gut sein.
Seit Sie zusätzlich zu Ihren Hotels auch noch die Leitung der Spanischen Hofreitschule übernommen haben, sind Sie immer wieder mit Kritik konfrontiert. Warum haben Sie sich diesen Nebenjob eigentlich angetan?
Das Erste, was mich als Kind interessiert hat, waren Pferde. Ich bin Turniere geritten und bis ich ins Hotel gekommen bin, war es eigentlich das Hauptziel in meinem Leben, gut zu reiten und einen Stall zu haben. Dann kam das Hotel und ich habe zu reiten aufgehört. Als plötzlich die Frage kam, ob ich die Spanische Reitschule führen will, habe ich abgelehnt, weil ich nicht noch einen Fulltimejob übernehmen konnte. Wir haben dann eine Konstellation gefunden, ähnlich der bei den Salzburger Festspielen. Es gibt einen kaufmännischen Geschäftsführer, der mir viel abnimmt, und ich kümmere mich um Strategie, Repräsentation und Marketing.
Haben Sie es zeitweise auch schon bereut, diese Aufgabe übernommen zu haben? Nein, wirklich nicht. Es ist eine große Herausforderung - auch weil anfänglich nicht klar war, wie schwierig die finanzielle Situation tatsächlich ist. Die Spanische Reitschule wurde ausgegliedert und bekam eine Liquiditätsreserve mit auf den Weg, die aber eigentlich schon aufgebraucht war, als ich gekommen bin.
Weil das Unternehmen defizitär wirtschaftet.
Richtig. Als ich gekommen bin, betrug das Defizit 2,7 Millionen. 2009 werden es etwa 500.000 sein - mit einer zugesagten Förderung werden wir sogar zu einem ausgeglichenen Ergebnis kommen. Das wäre das beste Ergebnis, das die Hofreitschule je gehabt hat.
Allerdings bloß aufgrund einer zusätzlichen Subvention.
Einer Zuchtförderung. Es gibt ja auch EU-Förderungen für andere seltene, vom Aussterben bedrohte Tierrassen. Und die Lipizzaner gehören zu diesen Rassen. Ohne das Gestüt Piber machen wir übrigens auch jetzt schon Gewinn, aber das Gestüt macht zwei bis drei Millionen Verlust. Und während die Tourneen in der Vergangenheit immer ein Verlustgeschäft waren, weil es während dieser Zeit in Wien keinen Vorführungsbetrieb gab, haben wir es im Mai vergangenen Jahres das erste Mal geschafft, auf eine Tournee zu gehen und in Wien trotzdem Vorführungen zu haben. Auch war es notwendig, das Prämiensystem der Bereiter umzugestalten.
Was die Bereiter nicht sehr begeistert hat, weswegen aus deren Reihen auch Kritik an Ihnen geäußert wird.
Wenn man spart, ist man nie beliebt. Und sparen müssen wir, weil wir kein Geld haben. Außerdem gab es Kritik vom Rechnungshof, die wir natürlich berücksichtigen müssen. Was ich allerdings nicht akzeptiere, ist, wenn behauptet wird, die Qualität der Hofreitschule sei gesunken. Es gab immer hervorragende Reiter und durchschnittliche Reiter. Das hat sich nicht geändert. Auch jetzt gibt es hervorragende und durchschnittliche Reiter.
Einige besonders erfahrene Bereiter haben die Reitschule verlassen.
Ein Oberbereiter ist gegangen, weil er nicht bereit war, die Veränderungen bei den Tournee-Gagen mitzutragen. Ein anderer Bereiter hat nicht mit mir, sondern mit dem Direktor der Reitschule Probleme gehabt, und da stehe ich natürlich hinter meinem Direktor.
Sie wollen jetzt in der Hofreitschule einen neuen Ball veranstalten.
Wir planen eine Fête Impérial, die sowohl dem Image der Spanischen Hofreitschule nützlich sein wird, als auch dem Bekanntheitsgrad unserer Reitschule-Lokalitäten. Wir wollen künftig auch aus der Vermietung unserer Immobilien Einnahmen generieren. Die Reithalle wird zu einem Ballsaal, und die Stallburg, für die wir eine Überdachung angeschafft haben, ist eine Event Location, die noch zu wenig bekannt ist. Als Touristikerin bin ich überzeugt, dass es Wien attraktiver macht, wenn im Juli neben dem Life Ball eine weitere Ballveranstaltung stattfindet.
Zur PersonElisabeth Gürtler-Mauthner wurde am 7. Mai 1950 in Wien geboren und studierte nach der Matura Handelswissenschaften an der damaligen Hochschule für Welthandel. 1973 heiratete sie Peter Gürtler, den Eigentümer des Hotels Sacher in Wien und des Hotels Österreichischer Hof in Salzburg. Der Ehe, die 1983 wieder geschieden wurde, entstammen zwei Kinder.
Nach dem Tod ihres Vaters, des Unternehmers Fritz Mauthner, wurde sie 1988 Gesellschafterin des elterlichen Getreidehandelsunternehmens. Nach dem Tod von Peter Gürtler im Jahr 1990 erben die beiden damals minderjährigen Kinder das Hotel unternehmen; Elisabeth Gürtler übernimmt die Geschäftsführung, die sie bis heute ausübt. Von 1999 bis 2007 fungiert sie als Organisatorin des Opernballs. Im Dezember 2007 wurde Gürtler, die begeisterte Reiterin ist und 1979 Zweite der Staatsmeisterschaft im Dressurreiten war, zur Geschäftsführerin der in Bundeseigentum befindlichen Spanischen Hofreitschule bestellt.
Gürtler gehört dem Generalrat der Oesterreichischen Nationalbank an und wurde vergangenes Jahr in den Verwaltungsrat des Schweizer Schokoladenherstellers Lindt & Sprüngli gewählt.