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"Ist das Burgtheater bankrott, Herr Direktor?" Das fragte die "Kronenzeitung" nicht etwa dieser Tage. Wo es sich angeboten hätte, immerhin kursierte die doch recht erkleckliche Zahl von einem 19-Millionen-Euro-Bilanzverlust schon seit einer Woche. Nein, diese Frage, man erkennt es am angesprochenen "Herrn" Direktor, den es nun nicht mehr gibt, stellte die Zeitung im Oktober vergangenen Jahres. Und zwar nachdem Matthias Hartmann beim Jubiläumskongress des Burgtheaters eine flammende Rede gehalten hatte. Darin forderte er die Politik auf, das Burgtheater mit mehr Geld zu unterstützen, denn: "Wenn wir so weiterarbeiten, dann schreiben wir rote Zahlen!"
Diese Episode liest sich einen Finanzskandal und zwei gefeuerte Direktoren (künstlerisch und kaufmännisch) später irgendwie seltsam surreal. Eines ist heute jedenfalls fix: Mit erhöhten Subventionen wird das Burgtheater sein historisches Defizit nicht auffangen können.
Es ist schon ein erbaulich deutliches Signal von einem neuen Stil, dass die Geschäftsführung nun nicht nur den Millionenverlust präsentiert hat, sondern auch gleich ein Maßnahmenpaket, das diese Zahlen wieder in eine vernünftige Relation bringen soll. Weg von der Hybris, dem Jammern und Fordern. Das wäre in Anbetracht der Vorkommnisse schlechterdings empörend gewesen. Denn an diesem Verlustbrocken sind nicht nur, wie Hartmann noch harmlos analysierte, die nicht erhöhten Subventionen schuld. Diese Misere ist selbstgemacht. "Es gab extrem gute und vielleicht manchmal luxuriöse Bedingungen, was große Produktionen betrifft", erklärte Direktorin Karin Bergmann. Für Luxus muss man zahlen. Nun eben mit abgespecktem Spielplan, teureren Tickets und Schauspielern in Kurzarbeit. Aber immerhin: bankrott - das ist das Burgtheater doch nicht.