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Die Nationalbank hat die Flucht nach vorne angetreten, dortige Luxuspensionen werden abgeschöpft. Andere Institutionen stehen noch aus. Die Beschäftigten der Sozialversicherungen beispielsweise erfreuen sich nach wie vor einer üppigen Regelung sowohl im aktiven Berufsleben als auch im aktiven Rentnerdasein.
Bei der Nationalbank ist es einfach: Den G’stopften geht es endlich an den Kragen.
Eine auf purem Neid fußende Pensionsreform ist aber doch zu hinterfragen. Ein Beispiel: Der frühere Nationalbank-Chef Adolf Wala erhält 30.000 Euro Pension monatlich. Das ist tatsächlich sehr viel Geld, keine Frage. In dieser Preisklasse befindet sich aber jeder pensionierte Vorstandsdirektor einer größeren Bank. Wenn Wala seinerzeit in der Creditanstalt geblieben wäre, würde ihn kein Mensch kennen - trotz gleich hoher Pension.
Doch es war dieser Adolf Wala, der 1993 als Nationalbank-Chef mit einer heute kaum anzutreffenden Entschlossenheit der Spekulationswelle gegen den Schilling binnen eines Tages den Garaus machte. Er machte das diskret, verhinderte aber so volkswirtschaftlichen Schaden in beträchtlicher Höhe. (Übrigens hatte jener Vorstandsdirektor der österreichischen Creditanstalt, der die Bank damals gegen die eigene Währung spekulieren ließ, einen Pensionsvertrag, der besser dotiert war als jener Walas.)
Das Beispiel lehrt gleich zweierlei: Vermeintliche Schweinereien sind gar keine, und tatsächliche Schweinereien regen die meisten nicht auf, weil sie ihnen gar nicht bekannt sind.
Es hat also wenig Sinn, über Luxuspensionen zu schimpfen. Es geht darum, ein insgesamt zufriedenstellendes Pensionssystem zu bilden. Davon ist Österreich weit weg. Selbst wenn wir es uns leisten können, ist die Vielzahl unterschiedlicher Pensionsregelungen empörend. Warum bekommt der Sachbearbeiter einer Gebietskrankenkasse eine höhere Pension als sein Kollege in der privaten Krankenversicherung?
Die ÖVP wettert gegen Luxuspensionisten, ist aber gegen Vermögenssteuern. Auch das ist unlogisch, doch genau diese Unlogik führt zu Fehlkonstruktionen. Solidarisch finanzierte Pensionssysteme müssten zu ähnlichen Ergebnissen bei der Auszahlung führen - das ist nicht der Fall. Aber darüber nachzudenken ist natürlich anstrengender, als sich genüsslich auf einzelne Luxuspensionisten einzuschießen.