Zum Hauptinhalt springen

Lynette und ich und der Frauentag

Von Ina Weber

Kommentare

Der ORF hielt es am Montag wie ich. Oder ich habe es mit dem ORF gehalten. Wir haben beide den internationalen Frauentag ignoriert. Zumindest fast. Am Vormittag bekam ich eine SMS von einer Freundin: "Schönen, kämpferischen und bewegten Frauentag uns allen." Damit konnte ich genauso viel anfangen wie mit einer Frage, die mir ein Freund vor vielen Jahren stellte. "Und, wie ist das so für Dich?"


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Ich stutzte: "In der Früh aufzustehen? Meine monatliche Menstruation zu haben? Meine Blusen zu bügeln?" - "Nein, als Frau im Job!", konterte er. "Frau im Job", zugegebener Maßen, so habe ich mich nie gesehen. Ich bin wie meine weiblichen und männlichen Schul-, Studien- und Arbeitskollegen meinen Weg gegangen und hatte immer nur die Sache vor Augen. "Ich im Job", lautete meine Devise. Lynette zeigte sich da weitaus kämpferischer. Die vielfache Mutter in "Desperate Housewives", der einzige Programmpunkt für Frauen am Montag, klagte ihren Chef, weil dieser sie im Mutterschutz gekündigt hatte. Sie wiederum hatte ihm die Schwangerschaft verheimlicht, weil sie sonst nie ihre Beförderung gekriegt hätte. Jetzt ist sie verzweifelt, ohne Job, mit Zwillingen im Bauch. Die Realität sieht nicht anders aus. Ein großes Mobilfunkunternehmen drohte vor kurzem einigen in Teilzeit arbeitenden Müttern mit der Kündigung. Entweder sie verlagern, wie in einer kleinen Klausel im Vertrag vereinbart, ihren Arbeitsplatz in ein anderes Bundesland oder sie gehen. Welche Entscheidung eine Mutter, die auf ihr soziales Netzwerk in ihrer Umgebung angewiesen ist, trifft, ist klar. Ich hatte bisher immer eine Chefin. Die wiederum einen Chef hatte. Am Ende der Kette steht immer ein Mann. Bei genauerer Betrachtung ist es doch zum Verzweifeln.