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Lyrik - so und so

Von István Orbán

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Die Ankündigung der Musiksendung "Zeit-Ton" in Ö1 am vergangenen Freitag klang lyrisch: "Potlatch", hieß es da ungefähr, bedeute in der Sprache der Sioux die schöne Tradition des Schenkens und Gegen-Schenkens. Danach nennt sich ein französisches Label für Improvisation "Potlatch", denn, so einer der Gründer, Musiker und Publikum schenkten einander immer wieder Musik und Aufmerksamkeit. Das klang schön. Dann kam die erste Zuspielung, vom Gitarrenquartett "Mi- sère et cordes". Der Name des Ensembles klang sehr lyrisch, die Musik jedoch eher nach Misère. Und weil auch das Nachfolgende mich nicht fröhlicher stimmen konnte, beschenkte ich mich mit dem Abdrehen. Nach Mitternacht, in "Nachtbilder", las Chris Pichler Gedichte von Barbara Frischmuth aus der Zeit zwischen 1959 und 1966. In dieser Lyrik war um einiges mehr Musik für mich drin.

Am Samstagabend dann Poesie einer ganz anderen Art - in einem "Ö1 extra" zum 60. Geburtstag von Lou Reed, einem Monolithen der Rockmusik. Wer ihn kennt und, wie ich, schätzt, weiß, was ich meine; den anderen wäre seine herausragende Kunst - pardon! - nur schwer zu erklären.

Und am Sonntag? Aufbau einer neuen Zimmereinrichtung für und mit meiner Tochter, begleitet von streckenweise begeistert mitgesungenem/mitgetanztem Rhythm & Blues, Soul, Jazz, Rock in Gestalt des großartigen Soundtracks des genialen Films "Blues Brothers". Und sowohl die Musik als auch das Ergebnis unserer Arbeit waren allemal ein Gedicht . . .