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Mach Kohle mit Multipler Sklerose!

Von Edwin Baumgartner

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Multiple Sklerose ist was Feines! Eine echte Bereicherung, im wahrsten Sinn des Wortes "Bereicherung". Das niederländische Biotechnologieunternehmen Biogen Idec etwa führte den Wirkstoff Dimethylfumarat als Mittel gegen Schuppenflechte ein, ehe man seine Wirkung bei der Behandlung von schubförmiger Multipler Sklerose (MS) entdeckte. Das Schuppenflechte-Medikament, das den Patienten im Jahr halbwegs leistbare 900 Euro kostete, wird als neues Medikament gegen MS im Jahr 20.000 Euro teuer sein. Denn die ersten 12 Monate darf der Hersteller den Preis eines neuen Medikaments, auch wenn der Wirkstoff ein alter ist, selbst festlegen, erst danach muss er sich am Preis bereits zugelassener Medikamente orientieren.

Was Biogen Idec kann, soll der französische Pharma-Riese Sanofi nicht schaffen? Eben! Sanofi brachte das Medikament Campath auf den Markt, das bei bestimmten seltenen Fällen von Leukämie erstaunliche Erfolge zeitigte. Doch kaum entdeckte man, dass der Wirkstoff Alemtuzumab auch bei MS hilft, nahm Sanofi das Leukämie-Medikament vom Markt und wird den Wirkstoff als neues Medikament gegen MS herausbringen. Von MS sind nämlich mehr Menschen betroffen als von jener speziellen Form der Leukämie. Und während man die Leukämie-Kranken vorerst ihrem Schicksal überlässt, wird knallhart kalkuliert: 1 mg des Leukämie-Medikaments kostete circa 22 Euro, als MS-Medikament wird es nach einer Schätzung des deutschen TV-Senders ARD, der den Fall aufgriff, in gleicher Dosierung 208 Euro teuer werden.

Wie gesagt: MS ist was Feines. Für die Pharmakonzerne.