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"Die Macht ist wie ein Ei" übertitelte "Nightwach" in ORF 2 am Dienstag einen Bericht über jene ganz eigene und zweifellos faszinierende Art von Demokratie, wie sie in Ghana geübt wird, und zwar
offensichtlich sehr erfolgreich.
In Ghana teilt der vom Volk gewählte Präsident die Macht mit den wichtigsten Königen des Landes. Ja, Königen. Die durchaus Herrscher über ihre kleineren oder größeren Gemeinden sind, ihre reale Macht
aber als verantwortungsvollen Dienst am Volk verstehen und ausüben. Ein "Chief" (im Hauptberuf Schuldirektor) formulierte das so: "Macht korrumpiert, absolute Macht korrumpiert absolut. Deshalb
gehört zur Macht immer auch Demut." Alter Tradition folgend herrschen die Könige nach dem Prinzip der Konsensfindung nach Anhörung des einzelnen und Diskussion. Dieser Grundsatz der Herbeiführung
einer für alle akzeptablen Lösung gilt auf allen Ebenen · von der Besprechung lokaler Probleme über die traditionelle Gerichtsbarkeit bis zur Nationalversammlung der Könige. Das System funktioniert:
Die Staatsdemokratie britischer (der ehemaligen Kolonialmacht) Prägung und kleinräumige Herrschaft der Könige behindern nicht, sondern ergänzen einander. Und Ghana ist ein Ruhepol auf dem recht
unruhigen Kontinent Afrika. Denn alle Beteiligten halten sich daran, was der Präsident der Nationalversammlung der Könige sagte, und was das titelgebende Zitat vervollständigt. "Die Macht ist wie ein
Ei. Wenn du sie festhältst, zerbricht sie dir. Wenn du zu sorglos mit ihr umgehst, entgleitet sie dir."