Die Spieler und ihre Ziele im Kampf um das Bestehen der "Wiener Zeitung".
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Ob es um die Macht in Russland oder in der österreichischen Informationspolitik geht, kennen Machtkämpfe zwei Arten von Spielern: die vor und die hinter der Bühne. Es lohnt sich, auf beide Spielertypen und ihre Ziele zu schauen, um daraus für die eigenen zukünftigen Entscheidungen zu lernen. Im Machtkampf um das Bestehen der "Wiener Zeitung" als älteste Tageszeitung der Welt fallen folgende Spieler auf:
Öffentlichkeitswirksam stand die Ex-Rektorin einer Hochschule an vorderster Front, die unbedingt einen Sieg erreichen wollte, der der Befreiung Wiens durch die russische Armee 1945 vergleichbar sein sollte;
weiters eine Ministerin, die "digitale Transparenz . . . äh, Transformation" umsetzen und dabei angeblich alle Mitarbeiter der Zeitung mitnehmen wollte;
Regierungs- und Politikverantwortliche, die durch ihr Schweigen oder ihre Unterstützungserklärungen, jedenfalls im entscheidenden Moment durch ihr Stimmverhalten im Parlament die oben genannten Ziele wirkmächtig unterstützten;
ehemalige Minister und Informationsmanager, früher mächtige Männer, die lautstark auf gesellschaftspolitische Aspekte aufmerksam machten und konsterniert erlebten, dass kein aktuell Verantwortlicher auf ihre Argumente einging;
Wissenschafter und Institutionen, darunter auch Hochschulen und Universitätsprofessoren, die öffentlich aus medienfachlicher Sicht Fakten und mögliche Folgen sachorientiert erläuterten, deren Begründungen und Einladungen zu direkten Diskussionen aber die Entscheidungsträgerinnen konsequent unbeantwortet ließen;
einstige machtvolle Top-Manager, die früher im Land so manches Projekt und seine Finanzierung "durchgedrückt" haben und hinter der Bühne fassungslos mit der relativ schlichten Begründung "weil’s so ist" von den nunmehr Mächtigen abgespeist wurden;
geschäftstüchtige Köpfe im Land, die sich seit drei Jahren (!) hinter den Kulissen zahlenorientiert mit den vorhandenen unternehmerischen Potenzialen der "Wiener Zeitung" beschäftigten, aber trotz intensivsten Bemühungen keine betriebswirtschaftlich orientierten Gespräche mit Eigentumsvertretern führen durften.
Bemerkenswerterweise haben die offiziellen Vertreter von Österreichs Unternehmen für eine unternehmerische Fortführung der "Wiener Zeitung" als Tageszeitung keinerlei Unterstützung geboten. Dass die Wirtschafts- und die politische Bildung in Österreichs Bildungssystem traditionell mangelhaft sind, mag einer der Gründe für den jetzigen Ausgang des Machtkampfs um die älteste Tageszeitung der Welt sein. Denn alle Eigentumsvertreter haben dieses absolviert und begründen die Vernichtung einer starken Marke und von faktenorientiertem Know-how mit der Entlastung von Unternehmen. Während Unternehmer durch Leistung ihren Betrieb führen, können die Eigentümervertreter der Republik ihre Macht für unternehmerische Entscheidungen verlieren - und das vielleicht schon bei der nächsten Wahl.
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