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Machtdemonstration der Italiener

Von Karl Leban

Wirtschaft

Unicredit wollte neuen Mann für Sanierung des Filialgeschäfts in Österreich.


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Wien. Knalleffekt bei der größten Bank im Land: Willibald Cernko räumt nach mehr als sechs Jahren an der Vorstandsspitze der Bank Austria vorzeitig den Chefsessel. Sein Vertrag war erst im vergangenen Oktober um drei Jahre verlängert worden.

Wer Cernko nachfolgt, ist bereits geregelt. Bis Ende Februar bleibt der 59-Jährige noch an Bord - für "eine geordnete Übergabe aller Agenden", wie es heißt. Mit 1. März übernimmt dann Robert Zadrazil (45), der im Vorstand der Bank Austria bisher für die Private-Banking-Sparte zuständig war, den Chefposten.

Druck aus Mailand

Wie aus dem Umfeld der Bank zu hören ist, geht Cernko nicht freiwillig. Zwar ist von einer einvernehmlichen Lösung die Rede (sein Vertrag, der bis Herbst 2018 gelaufen wäre, wird ihm voll ausbezahlt werden). Cernko hätte aber noch gerne weitergemacht, sagen Insider. Dass er jetzt - nur wenige Wochen nach dem Beschluss einer tiefgreifenden Umstrukturierung des Geldinstituts - zurücktritt, soll jedenfalls auf Druck der italienischen Bankmutter Unicredit erfolgt sein.

Bis vor kurzem gab es im Konzern eine heiße Debatte über die Zukunft des österreichischen Filialgeschäfts der Bank Austria. Das Unicredit-Management, an dessen Spitze mit dem Ex-Bank-Austria-Vize Federico Ghizzoni ein ehemaliger Vorstandskollege Cernkos steht, wollte die defizitäre Sparte ursprünglich loswerden. Ein Verkauf - als Interessentin wurde die Bawag kolportiert - konnte von Cernko jedoch abgewehrt werden. Der einstige CA-Banker hatte in der Debatte stets den Plan B, eine Sanierung der Sparte aus eigener Kraft, befürwortet.

Dass er sich damit - letztlich auch mit Hilfe des mit Arbeitskampf drohenden Betriebsrats - durchgesetzt hat, soll in der Unicredit-Zentrale in Mailand alles andere als gut angekommen sein. Dass ihn das nun den Kopf kostet, sei eine "Machtdemonstration der Italiener", heißt es bei Eingeweihten hinter vorgehaltener Hand.

Den letzten öffentlichen Auftritt als Bank-Austria-Chef hat Cernko am 10. Februar. Da wird er in einer Pressekonferenz die Bilanz 2015 präsentieren. Unterdessen gilt es in der Finanzbranche als wahrscheinlich, dass Cernko - im Juli wird er 60 - seine Berufslaufbahn noch nicht als beendet ansieht.

"Richtigen Mann gefunden"

Dem künftigen Bank-Austria-Chef Robert Zadrazil streut Unicredit-Boss Ghizzoni Rosen. Er spricht von einem "Generationenwechsel" an der operativen Spitze der Wiener Banktochter.

Zadrazil, der seit 2006 Bank-Austria-Vorstand ist, gilt auch bei den österreichischen Kapitalvertretern im Aufsichtsrat des Instituts als gut angeschrieben. "Ich bin überzeugt, dass wir mit Robert Zadrazil den richtigen Mann gefunden haben, den Umbau unserer Bank auf Basis der vorliegenden Konzepte und Entscheidungen erfolgreich voranzutreiben und zu gestalten", sagt Aufsichtsratspräsident Erich Hampel.

Ghizzoni bekräftigte am Montag, den Sparkurs und die Wachstumsziele der Bank Austria "voll zu unterstützen". Zadrazil verantwortet künftig eine Großbaustelle. In drei Jahren muss er das Filialgeschäft (1,6 Millionen Privatkunden) saniert haben. Dafür ist nun radikale Kostendiät angesagt. Bis Anfang 2018 sollen die Sach- und Personalkosten um rund 300 Millionen Euro gegenüber dem Niveau von 2014 (1,6 Milliarden Euro) gesenkt werden.

Geplant ist, die Zahl der Filialen drastisch zu reduzieren - von österreichweit zuletzt rund 190 auf 120. Wie viele Arbeitsplätze dem Rotstift zum Opfer fallen, ist indes unklar. Die Verhandlungen mit dem Betriebsrat sind noch im Laufen. Bankexperten rechnen jedenfalls damit, dass von den rund 3500 Jobs im Filialgeschäft jede dritte Stelle wegfallen wird. Unter dem Strich wären das insgesamt an die 1200 Jobs.

Ein Teil des Sparpakets betrifft auch zirka 3300 Mitarbeiter mit Altverträgen der Bank-Austria-Vorgängerinstitute. Sie sollen Anfang April vom relativ teuren betriebseigenen Pensionssystem ins staatliche überführt werden. Hier ist sich das Management mit dem Betriebsrat bereits einig. Für das Ablösen der Ansprüche sind freilich hohe Abschlagszahlungen nötig, die Bank Austria verweist auf Rückstellungen von 2,1 Milliarden Euro. Noch keine Einigung gibt es indes bei der Überführung ehemaliger Z-Mitarbeiter von der Krankenfürsorgeanstalt der Bediensteten der Stadt Wien (KFA) zur "billigeren" Wiener Gebietskrankenkasse.

Künftig zwei Vorstände weniger

Im Gegensatz zu Cernko wird Zadrazil künftig Chef einer deutlich kleineren Bank sein. Denn wie im November in Mailand beschlossen wurde, soll das gesamte Osteuropa-Geschäft von der Bank Austria bis Ende 2016 zur Unicredit nach Mailand abgezogen werden. Damit wird auch der Vorstandsposten für Osteuropa obsolet, den derzeit der Italiener Carlo Vivaldi innehat. Im Übrigen soll Zadrazils bisheriger Vorstandsposten nicht nachbesetzt werden, sodass der Bank-Austria-Vorstand in Zukunft statt bisher acht aus nur noch sechs Köpfen besteht.