Schnellboote sollen mit Raketen bestückt werden. | Maßnahmen soll Feinde abschrecken. | Paris/Teheran. Mit viel Pomp und medienwirksamen Großveranstaltungen lässt Irans Führung seit drei Tagen die Muskeln spielen: Am Samstag wurde das erste Atomkraftwerk in Bushehr mit russischer Hilfe in Betrieb genommen. Tags darauf stellte das Regime die erste selbstproduzierte Drohne des Landes vor. Und am Montag kündigte die Führung vor Millionen Fernsehzuschauern den Bau neuer Kriegsschiffe an, um, wie es hieß, für den Ernstfall eines Angriffs gewappnet zu sein.
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Irans Führung sendet klare Signale, dass sie sich vom Westen nicht einschüchtern lassen will. So war es kein Zufall, dass die ersten Brennstäbe für die Beladung des 1000-Megawatt-Reaktors in Bushehr als Propagandaveranstaltung für das Regime umfunktioniert wurde. Präsident Mahmud Ahmadinejad eröffnete die Anlage mit seinem Atomchef Ali Akbar Salehi und Sergej Kirijenko von der russischen Rosatom, die das AKW gebaut hatte. Die zur Schau gestellte Drohne "Karar" wiederum ist das Symbol des iranischen Militärfortschritts trotz der Sanktionen und Isolation. Das im Iran hergestellte unbemannte Flugzeug kann verschiedene Bombentypen transportieren und mit hoher Geschwindigkeit 1000 Kilometer zurücklegen. Unterstrichen wurden die Drohgebärden durch die Ankündigung, dass die Aufrüstung von Luftwaffe und Marine die Verteidigungskapazität des Landes stärken soll.
Warnung an Westen
Zu diesem Zweck hat am Montag der Bau von zwei Schnellbooten für den Einsatz von Torpedos und Raketen begonnen. Verteidigungsminister Ahmad Vahidi präsentierte zwei neue Bootsklassen, die in Serie produziert werden sollen und der "Seraj"-Klasse angehören. Sie sind allesamt mit Raketen bestückt. Die Schnellboote seien sowohl für Patrouillenfahrten als auch für den Kriegseinsatz geeignet, unterstrich Vahidi. Armee und Revolutionsgarden könnten inzwischen die Sicherheit im Persischen Golf, im Golf von Oman und in der Meerenge von Hormus garantieren, durch die fast 40 Prozent des weltweit geförderten Erdöls transportiert werden. Zugleich warnte er Gegner des Iran, "mit dem Feuer zu spielen". Die Antwort auf einen Angriff sei "nicht vorhersehbar" und werde sich nicht auf eine Region beschränken.
All diese militärischen "Errungenschaften" waren begleitet von feierlichen Zeremonien, bei denen sich die Militärelite des Landes entschlossen zeigte, die Rechte des Landes "bis auf das Äußerste" zu verteidigen. Bis in Bushehr alles einwandfrei funktioniert, wird es noch eine Weile dauern, denn die Beladung mit Brennstoff braucht Wochen. Dann wird der Reaktor langsam hochgefahren. Nach Schätzungen kann das AKW frühestens Ende Oktober, Anfang November ans Netz gehen. Mit voller Kapazität soll es etwa im März 2011 laufen. Der Westen beobachtet die Inbetriebnahme von Bushehr mit Sorge.
Auch deshalb, weil sich nun auch der Sudan, der enge wirtschaftliche und politische Verbindungen zum Iran unterhält, angekündigt hat, bis zum Jahr 2020 sein erstes Atomkraftwerk bauen zu wollen. Auch wenn sich die USA in einer ersten Reaktion beeilten, zu betonen, dass der Leichtwasserreaktor Bushehr ausschließlich zivilen Zwecken diene, kam aus Jerusalem sofort eine Protesterklärung, wo es als "völlig inakzeptabel" bezeichnet wurde, "dass ein Land, das so offenkundig internationale Vereinbarungen verletze, in den Genuss der Atomenergie kommen soll.
Der Konfrontationskurs der Perser wird auch in den nächsten Tagen bei der alljährlichen Militärschau weitergehen. So will man ungeachtet der jüngsten UN-Sanktionsrunde bekräftigen, dass noch zehn weitere Urananreicherungsanlagen gebaut werden sollen, eine davon bereits 2011.