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Machtinstinkt Schröders rettet SPD

Von Alexander Mathe

Politik

Kanzler jubelt über Wahlerfolg. | Stehaufmanderl mit guter Defensive. | Berlin. "Hinten sind die Enten fett", zitiert Gerhard Schröder gerne einen Spruch aus seiner Heimat Niedersachsen. Nur wer am Ende des Wahlkampfs die Stimmen bekommt, ist Sieger. Das ist zwar diesmal die Union, doch ist es dem Kanzler nach der Bundestagswahl 2002 bereits zum zweiten Mal gelungen, in letzter Minute den SPD-Karren aus dem Dreck zu ziehen. Die Partei hat zwar das erklärte Wahlziel von 38 Prozent nicht erreicht. Doch die lange Zeit sicher geglaubte Mehrheit von Union und FDP wurde im Wahl-Endspurt gebrochen.


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"Ich habe am eigenen Leibe erfahren, was es bedeutet, sich Chancen erkämpfen zu müssen", sagt Schröder immer wieder einmal gerne. Auch diesmal hat der Westfale mit dem Rücken zur Wand seine Kämpferqualitäten bewiesen.

Machtstreben von Anfang an

Der heute 61-Jährige wuchs in einer Arbeiterfamilie auf. Er habe eine glückliche, aber "ärmliche Kindheit" gehabt, sagt Schröder über sich selbst. Sein Vater fiel 1944, nur wenige Monate nach der Geburt seines Sohnes. 1963 trat Gerhard Schröder der SPD bei. Während seines Jusstudiums in Göttingen wurde er 1969 zum Vorsitzenden der Jungsozialisten gewählt, deren Bundeschef er nach seinem Studium, bereits als Anwalt, 1978 wurde. Zur gleichen Zeit vertrat er den Ex-RAF-Terroristen Horst Mahler vor Gericht.

Sein Ehrgeiz und sein unbedingter Wille zur Macht hat ihm das Image als Macher eingebracht. "Ich will hier rein!", lautet wohl sein bekanntestes Zitat. Gesagt haben soll er es in den frühen 80er Jahren, während er als Bundestagsabgeordneter am Zaun des Bonner Kanzleramts rüttelte.

Bei der innerparteilichen Auswahl um die Spitzenkandidatur für die Landtagswahl in Niedersachsen setzte sich Schröder 1984 durch. Unter ihm erreichte Rot-Grün 1990 eine Parlamentsmehrheit - er wurde zum Ministerpräsidenten Niedersachsens gewählt.

1998 zog Schröder als Kanzlerkandidat in den Wahlkampf um den deutschen Bundestag und gewann. Damit beendete er die Ära Helmut Kohl und wurde der dritte sozialdemokratische Bundeskanzler nach Willy Brandt und Helmut Schmidt. Sein Amt hat er bis heute behalten und es damit geschafft, als erster Kanzler der SPD, die Partei zwei Mal in Folge bei den Parlamentswahlen zur stärksten Fraktion zu machen. Bei einem seiner größten Anliegen, der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, blieben ihm bis heute Erfolge verwehrt.

Als "Medienkanzler" wurde Schröder noch 1998 bezeichnet. Das sieht er mittlerweile anders. Überglücklich trat er nach der Wahl am Sonntag vor seine Anhänger und verkündete, dass die SPD allen Unkenrufen "derer, die da schreiben und senden" zum Trotz das sensationelle Ergebnis eingefahren hat.

Ob er weiter als Kanzler Deutschland regieren wird, ist noch unklar. Sicher ist aber, dass Schröder auch diesmal versuchen wird, sein Ziel zu erreichen.