Immerhin zwölf Prozent der in der heißen Nacht auf Montag noch vor den TV-Geräten Verharrenden wollten mehr wissen über Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi und sein Medienimperium, das ihn an die Spitze gebracht hat und dort hält.
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Die Dokumentation des in Schweden lebenden Italieners Erik Gandini versucht, der "Videocracy" des nahezu perfekten Zusammenspiels von seichter TV-Unterhaltung und Machtpolitik auf den Grund zu gehen und die Wirkungsmechanismen offen zu legen. Das gelingt aber nur zum Teil, womit der Film eher zur fatalistischen Anklage eines Systems wird, dessen undemokratischen Auswüchsen man machtlos gegenübersteht. Er zeigt keine Auswege aus der Mediendiktatur Berlusconis auf, die ihre eigenen Persilscheine von ihrer Mehrheit im Parlament beschließen lässt.
Dennoch versteht es die Doku, mit Personalisierungen des fatalen Ist-Zustandes zu fesseln. Mit dem Mechaniker, der auf die Unterhaltungsmaschine aufspringen will, um berühmt und reich zu werden. Mit dem Mussolini-Bewunderer und "Talentesucher" Lele Mora, der an der Costa Smeralda für "Frischfleisch" für die Shows der Berlusconi-Sender sorgt. Mit dem zynischen Schönling Fabrizio Corona, der Prominente in verfänglichen Situationen fotografieren lässt, um für die Nichtveröffentlichung zu kassieren, und sich nach seiner Verurteilung wegen Erpressung als Aufdecker unmoralischen Lebens in Szene setzen kann. Eine interessanter Film über italienische Zustände, aber kaum ein Beitrag, diese zu ändern. Auch wenn im Abspann versucht wird, die Hilflosigkeit durch Inserts der Missstände im TV-regierten Land zu kaschieren.