Verzweifelte Suche nach neuem Premier. | Terroristen nutzen politisches Vakuum. | NeuDelhi. In Pakistan wird immer noch nach einem Premierminister gesucht. Inoffiziell war bereits ein Kandidat für den Premierministerposten in Pakistan benannt worden. Doch dies scheint mehr eine Verzögerungstaktik gewesen zu sein.
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Auch ein Treffen der Spitzen der Pakistanischen Volkspartei (PPP) am Donnerstag führte nicht zu einer offiziellen Nominierung. Eigentlich hatte alles darauf hingedeutet, dass Makhdoom Amin Fahim, ein enger Vertrauter der im Dezember ermordeten PPP-Chefin Benazir Bhutto, das Rennen machen würde. Doch die Gerüchte, dass der Bhutto-Witwer und Vizeparteichef Asif Ali Zardari selbst Ambitionen hege, wollen nicht verstummen.
Der 68-Jährige Fahim gilt als loyal und ist beim PPP-Establishment sehr beliebt. Aber Fahim ist wie Zardari aus der Sindh-Provinz und seine Anziehungskraft in den anderen Provinzen des Landes gilt als begrenzt. Das ist schlecht, denn Politik wird in Pakistan im Punjab, dem wirtschaftlichen und politischen Zentrum der Republik, gemacht.
Dort hat der Chef der konservativen Oppositionspartei PML-N, Nawaz Sharif, überraschend gut abgeschnitten. Daher wird in der PPP auch mit dem Gedanken gespielt, einen Kandidaten aus dem Punjab für den Posten des Regierungschefs zu benennen, um ein Gegengewicht zu Sharif zu haben. Denn im Moment möchten die PPP und die PML-N gemeinsam eine Regierung bilden.
Islamische Terroristen versuchen nun vom Machtkampf in Islamabad zu profitieren und dämpfen den Optimismus, der nach den ruhig verlaufenen Wahlen am 18. Februar herrschte. Am vergangenen Wochenende starben fast 80 Menschen bei Bombenanschlägen. Am Dienstag wurde ein Anschlag auf eine Marine-Schule in Lahore verübt. Sieben Menschen starben, etliche wurden verletzt.
Musharraf berät mit USA Terrorbekämpfung
Das ist ein deutliches Zeichen, denn die Wirtschaftsmetropole im Nordosten des Landes war bisher von Terroranschlägen weitgehend verschont worden. Zur gleichen Zeit traf US-Admiral Mike Mullen mit dem pakistanischen Präsident Pervez Musharraf und hochrangigen Militärs zusammen, um über den Anti-Terrorkampf zu beraten. Laut Angaben der "New York Times" plant das Pentagon, etwa 100 Militärberater nach Pakistan zu entsenden. Sie sollen die paramilitärischen Kräfte unterstützen, die an der Grenze zu Afghanistan operieren, wo sich Taliban und Al-Kaida-Kämpfer festgesetzt haben.
Gleichzeitig versucht Musharraf die Stammesführer in den Gebieten dazu zu bewegen, nicht-pakistanische Terroristen zu vertreiben. Eine neue, demokratische Regierung, die den Terroristen den Kampf ansagt, wäre das Gebot der Stunde. Doch im Moment scheinen die Parteien mehr mit eigenen Machtspielen beschäftigt zu sein, anstatt ein klares Signal gegen die Gewalt auszusenden.