Sie können alles machen und jeden Beruf ergreifen, den sie wollen (außer den eines Pfarrers zum Beispiel). Warum Mädchen trotzdem viel seltener eine technische Ausbildung wählen, muss nicht unbedingt am fehlenden Interesse liegen.
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Mittlerweile soll es sich schon herumgesprochen haben: Mädchen haben die gleichen Ausbildungs- und Berufsmöglichkeiten wie Burschen. Allerdings: An der TU Wien etwa machten Frauen vor zwei Jahren lediglich ein Fünftel der HörerInnen aus; Technik studierten österreichweit 17 Prozent. Doch die Zahlen weisen steigende Tendenz auf: Während an der Linzer Kepler-Universität im Jahr 1999 der Anteil der Studentinnen nur 15 Prozent betrug, liegt er in diesem Wintersemester bei 27 Prozent.
Beigetragen zu dieser Entwicklung könnten Vorhaben wie "FIT - Frauen in die Technik" haben. Laut Informationsbroschüre ist FIT "ein Projekt der Mädchenberatungsstelle Sprungbrett mit dem Ziel das Berufswahlspektrum von jungen Frauen zu erweitern und eine gelungene Karriereplanung zu unterstützen". (Zum Berufswahlspektrum: Auf der Liste der von Mädchen meist gewählten Lehrberufe stehen noch immer Frisörin und Bürokauffrau ganz oben.) Angeboten werden in erster Linie Berufsorientierungstage an Technischen Universitäten, um Mädchen - vor allem Schülerinnen höherer Schulen und Maturantinnen - zu ermutigen, "unkonventionelle" Berufe zu ergreifen.
Mirjam Rinderer vom Bildungsministerium gerät beinahe ins Schwärmen, wenn sie auf FIT angesprochen wird. Denn das Projekt laufe "super", immer mehr Mädchen kommen zu den Informationsveranstaltungen, und überhaupt schaue es "für die Frauen im 21. Jahrhundert rosig" aus. Mädchen sei mittlerweile kein Bildungsbereich verschlossen, und "Frauenförderung" kein Fremdwort mehr, was nicht nur in nationalen Belangen gelte, sondern auch auf allen Ebenen der Europäischen Union.
Vorsichtiger beurteilt die Lage Barbara Willsberger von L&R Sozialforschung. Sie weist darauf hin, dass noch immer etliche Faktoren die Berufswahl - genau so wie die Interessen - von Mädchen bestimmen. Oft liege es an der Erziehung: Im Elternhaus, in der Schule und bei mancher Beratung werde nicht selten mit den üblichen Rollenbildern gearbeitet. Und es fehle an Vorbildern: In Fernsehserien etwa kommen zwar mittlerweile auch Ärztinnen oder Anwältinnen vor, doch Informatikerinnen zum Beispiel sind weiterhin rar. Nach wie vor müssten Hemmschwellen abgebaut und Zugänge ermöglicht werden, meint Willsberger. Bis es tatsächlich gleiche Chancen gibt, werden Projekte wie FIT notwendig bleiben.
Auf der BeSt stehen übrigens Vertreterinnen des Bildungsministeriums gemeinsam mit der Mädchenberatungsstelle Sprungbrett, Amandas Matz, dem ÖH-Frauenreferat und dem Projektzentrum Frauen- und Geschlechterforschung der Uni Wien für allgemeine Beratung und Information zur Verfügung (Koje A 11 - "Chancen für Mädchen und Frauen").