Marek will mehrere Hebel ansetzen, um die Einkommensschere zu verringern. | Noch immer lernen 50 Prozent der Mädchen drei Berufe. | Wien. Frauen verdienen im Jahr durchschnittlich 26.000 Euro, Männer 33.000 Euro - Frauen bekommen also nur 78 Prozent des Männereinkommens. Berücksichtigt man auch die Teilzeitbeschäftigung, verdienen Frauen gar nur 60 Prozent so viel wie Männer (Frauen 15.900 Euro, Männer 26.600 Euro).
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Dieser eklatante Einkommensunterschied hat mehrere Ursachen. Die schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist nur eine von vielen. Staatssekretärin Christine Marek - sie ist selbst Alleinerzieherin eines 14-jährigen Buben - will auf mehreren Ebenen ansetzen, um die Einkommensschere zwischen Frauen und Männern zu verkleinern. "Wir müssen in der Politik den Druck erhöhen, und zwar in jede Richtung", erklärt sie im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
Betriebliche Zuschüsse für Kinderbetreuung
In erster Linie müsse natürlich die Kinderbetreuung funktionieren. Gesetzliche Rahmenbedingungen sollen dazu demnächst an einem Runden Tisch unter der Oberhoheit von Familienministerin Andrea Kdolsky mit Frauenministerin Doris Bures ausgearbeitet werden. "Da geht es dann darum, Nägel mit Köpfen zu machen", sagt Marek.
Marek widmet sich vor allem der betrieblichen Kinderbetreuung. Weil die meisten Betriebe zu klein sind, um Betriebskindergärten einzurichten, regt sie an, dass Betriebe ähnlich der Essensbon-Regelung einen zweckgebundenen Zuschuss gewähren, wofür keine Sozialversicherung und keine Lohnsteuer gezahlt werden muss. Natürlich werde das erst im Zuge der Steuerreform ab 2010 wirksam werden können, sagt die Staatssekretärin.
Andere Maßnahmen könnten aber schon früher greifen: Kommenden Mittwoch ist in ganz Österreich - ausgenommen in Vorarlberg, wo man den 21. Juni gewählt hat - Girls Day. Da haben die Mädchen die Möglichkeit, in Betrieben ihrer Eltern oder auch in anderen Unternehmen zu "schnuppern".
Berufsorientierung
an Schulen verbessern
Wichtig wäre, dass die Schulen die Kinder bei der Berufswahl besser unterstützen und vor allem Mädchen eine größere Palette an Möglichkeiten aufzeigen. Marek kritisiert, dass noch immer 50 Prozent aller Mädchen drei Berufe wählen: Einzelhandelskauffrau, Bürokauffrau und Friseurin. "Wir müssen die Mädchen dazu bringen, verstärkt in nichttraditionelle Berufe zu gehen. Wir müssen ihnen Lust auf technische Berufe machen."
Derzeit ist in den siebenten und achten Schulstufen zwar eine Stunde pro Woche für die Berufsorientierung vorgesehen, die Schulen können das aber auch integrativ abhandeln. Marek will sich bei Unterrichtsministerin Claudia Schmied stark machen dafür, dass diese Berufsorientierung wöchentlich von speziell ausgebildeten Lehrkräften in eigenen Stunden gestaltet wird. "Der Arbeitsmarkt wandelt sich so rasant, dass die Lehrer auf dem Laufenden bleiben müssen."
Karriere-Leitfaden ab 2008 für Babykarenz
Der Einkommensschere will Marek auch durch ein "Empowerment" entgegenwirken. "Sehr viele Frauen planen nicht strukturiert", sagt die Staatssekretärin. Ein Karriere-Leitfaden soll ab 1. Jänner 2008 abhelfen. Das sei sinnvoll, weil ab dann auch das flexible Kindergeld in Kraft tritt. Bis dahin will Marek Frauen und Personalchefs eine Anleitung in die Hand geben, damit der Wiedereinstieg zu aller Zufriedenheit gelingt.