Zum Hauptinhalt springen

"Mädels, ihr müsst nicht Friseurin werden"

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft
Präzisionsarbeit: Wer Maurer werden will, muss präzise arbeiten und kräftig anpacken können. Wer nicht schwindelfrei ist, sucht sich lieber eine Lehrstelle in einem anderen Beruf.
© Fotolia/Gina Sanders

Große Show beim "Tag der Lehre" im MAK: Ausbildungsbetriebe werben mit Aufstiegsmöglichkeiten.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 9 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wien. "Hallo, ich bin’s. Wir gehen jetzt zum Hofer", spricht das Mädchen mit lauter Stimme in ihr Handy. Es fällt ihr beinahe aus der Hand, so vollgepackt ist sie mit Zetteln, Foldern und Broschüren. Am "Tag der Lehre", der vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft bereits zum 9. Mal veranstaltet wird, ist an diesem Mittwochvormittag die Hölle los, und noch immer stehen vor dem Wiener MAK (Museum für Angewandte Kunst) ganze Schulklassen und warten auf Einlass.

"Wir filtern unsdie Besten heraus"

Drinnen eröffnet Vizekanzler und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner die Veranstaltung. Mehr als 200 Lehrberufe gibt es, 40 Prozent der 15-Jährigen eines Jahrgangs entscheiden sich für eine Lehre und haben "eine wunderbare Zukunft" vor sich, so der Minister. Zumindest haben jene Jugendlichen, die bei Hofer, Porr, OMV, BMW oder einem anderen der gefragtesten Unternehmen eine Lehrstelle ergattern, das große Los gezogen, winken ihnen doch tolle Aufstiegsmöglichkeiten. Ganz so leicht ist es aber nicht, reines Interesse am Wunschberuf ist nicht ausreichend.

Die Anforderungen sind unterschiedlich: "Wir filtern uns die Besten heraus", sagt Alice Ecker, die beim Bauunternehmen Porr für die Lehrlingsausbildung im Raum Wien zuständig zeichnet. 15 Lehrlinge werden in ihrem Bereich aufgenommen, Bewerber gibt es zwischen 400 und 500. Großer Wert wird auf das Zeugnis gelegt - das muss tipp topp sein. Ein paar Vierer im Halbjahreszeugnis vom "Poly", der Polytechnischen Schule? - Keine Chance, sagt Alice Ecker. In der Baubranche wird großer Wert auf mathematisches Verständnis gelegt, auch muss der Lehrling teamfähig sein und eine gute körperliche Konstitution vorweisen. Eine schlechte Note im Fach Sport macht sich gar nicht gut, sagt Michaela Schindler, Lehrlingsexpertin der Landesinnung Bau Wien.

"Auch" wichtig sind die Noten beim Möbelhaus Kika/Leiner. Positiv müsse das Zeugnis sein, ein Vierer sei kein Problem, heißt es. Alle Bewerber und Bewerberinnen hätten ohnehin die Gelegenheit, eine Probe ihres Könnens bei Schnuppertagen unter Beweis zu stellen.

Wenn es mit derLehrstelle nicht klappt

Viele Jugendliche, die nicht zu den besten und auch nicht einmal zu den ganz guten Bewerbern zählen, finden oft beim besten Willen keinen Betrieb, der sie als Lehrling aufnehmen will. Deshalb ist am "Tag der Lehre" auch das Arbeitsmarktservice (AMS) Wien vor Ort.

Es informiert über Veranstaltungen zur Berufsorientierung und die Möglichkeit der überbetrieblichen Lehrausbildung. Für ausgrenzungsgefährdete Jugendliche gibt es die Sonderform der "Integrativen Berufsausbildung."

Derzeit werden in Österreich 115.000 Lehrlinge von rund 30.000 Betrieben ausgebildet. Beim Rundgang wird jedenfalls klar, dass es sich lohnt, auch einmal einen Blick auf die weniger bekannten Lehrberufe zu werfen. Moderator Tom Walek bringt es auf den Punkt: "Mädels, ihr müsst nicht Friseurin werden!"