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Wenn man "Pop-Oma" bei Google eingibt, kriegt man eine ansehnliche Zahl unterschiedlicher Einträge. So wird unter anderem Cher bezeichnet, die hat immerhin ein pensionsreifes Alter, nämlich 65. Auch die deutsche Sängerin Nena trägt den Titel, die ist erst 51, aber zumindest tatsächlich Großmutter. Aber bei den beiden findet Sibylle Berg das nicht beklagenswert. Nur bei Madonna. Vor einigen Wochen hat die Schriftstellerin sich öffentlich über die "sexistische Frechheit" echauffiert, dass Madonna immer vorgeworfen wird, dass sie in ihrem Alter noch auf der Bühne stehe und dass der Popstar nicht in der Lage sei, in Würde zu altern. "Frauen, die sich in irgendeiner Form mit einer eigenen Leistung hervortun, sollten nicht nur jung und gutaussehend, sondern am besten ein Mann sein", schloss sie. Man war geneigt, ihr zuzustimmen. Wenn man "Pop-Opa" in Google eingibt, kommt übrigens Mick Jagger, in der Kombination "Pop-Opa und Sexsymbol".
Dann aber tauchte kürzlich ein Video zum neuen Song von Madonna im Netz auf. Er heißt "Girl Gone Wild". Es ist eine Montage von Fotos. Von schmeichelhaften Fotos. Sie sind so weichgezeichnet, dass es aussieht, als würde Madonna jetzt dann den Seesack für ihre Maturareise packen. Das ist der Grund, warum Sibylle Berg bei jeder anderen 53-Jährigen recht hat - bei Madonna nicht. Wer das Nicht-Altern so zentral zum Thema macht, in Ton und Bild, der muss sich gefallen lassen, dass darüber diskutiert wird. Vielleicht wäre Madonna die Erste, der Berg erklären müsste, dass 53 noch kein Alter ist.