Zum Hauptinhalt springen

Madrid: Bombe im Kongresszentrum vor Königs-Besuch

Von Rainer Mayerhofer

Europaarchiv

Nur wenige Stunden, bevor das spanische Königspaar gemeinsam mit dem mexikanischen Präsidenten Vicente Fox in einem Madrider Kongresszentrum die internationale Kunstmesse | ARCO eröffnen wollte, detonierte in unmittelbarer Umgebung des Veranstaltungsortes eine Autobombe. Bei dem Anschlag, hinter dem die spanische Polizei die baskische Terrororganisa-tion ETA vermutet, wurden mehr als 40 Personen leicht verletzt.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 19 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Um 8.55 Uhr war bei der baskischen Zeitung "Gara" - wie schon bei früheren Anschlägen eine Bombenwarnung eingegangen. Die Polizei sperrte daraufhin das Gelände ab und begann mit der Evakuierung als kurz nach 9.30 Uhr die Autobombe vor dem Gebäude des Computerkonzerns Bull explodierte. Das bei dem Anschlag verwendete Auto war nach Polizeiangaben in der Nacht zuvor in Guadalajara gestohlen und mit 20 bis 30 Kilogramm Sprengstoff präpariert worden. Obwohl auf dem Messegelände wegen des bevorstehenden Königsbesuches strengste Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden waren, gelang es den Attentätern den weißen Renault 19 zwischen 7 und 8.25 Uhr abzustellen.

Unter den mehr als 40 Verletzten befinden sich fünf Polizeibeamte, die nach der Bombenwarnung im Einsatz standen. Die Verletzten - viele von ihnen kamen gerade zur Arbeit - trugen vor allem Schnittwunden durch die herabfallenden Fenster davon. Die Trümmer flogen teilweise bis zu 150 Meter weit und landeten bei der Statue von Don Juan de Borbon, dem Vater des Königs Juan Carlos, der am Nachmittag nur 500 Meter von der Anschlagsstelle entfernt die Messe für Zeitgenössische Kunst (ARCO) eröffnete. Die Zeremonie fand wie geplant statt.

Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero, der sich zum Zeitpunkt des Anschlags einem Besuch in Polen befand, reagierte scharf: "Ich will den ETA-Terroristen und denjenigen, die sie unterstützen, sagen, dass es im politischen Leben oder in der Gesellschaft keinen Raum für sie gibt". Die Zukunft des Baskenlandes werde ohne sie gestaltet. "Bomben führen nur ins Gefängnis", sagte Zapatero.

Wenige Stunden vor der Explosion in Madrid hatte die spanische Polizei auf Anordnung des Richters Baltasar Garzon bei Razzien in mehreren Städten im Baskenland, in Navarra, Cadiz und Valencia 14 mutmaßliche Mitglieder der Untergrundorganisation ETA festgenommen. Die Verdächtigen sollen neue Mitglieder für die ETA angeworben, potenzielle Attentatsziele ausgekundschaftet und Terrorkommandos unterstützt haben, gab das Innenministerium in Madrid bekannt.

Am 1. Februar hatte das spanische Parlament mit großer Mehrheit einen weit reichenden Autonomieplan des baskischen Ministerpräsidenten Juan Jose Ibarretxe für das Baskenland abgelehnt. Die Regierung sah in dem Vorstoß zur Gründung eines "Freistaats" den Versuch einer Abspaltung von Spanien. Nach dem Parlamentsvotum kündigte die baskische Regionalregierung eine vorgezogene Neuwahl am 17. April an.