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Madrid zwischen Protest und Papst

Von Rainer Mayerhofer

Europaarchiv

Parteienstreit in Spanien um die Protestbewegung. | Nach tagelanger Sperre ist der Zugang zur Plaza del Sol wieder offen.


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Madrid. Wenn Papst Benedikt XI. am Donnerstagabend nächster Woche im Rahmen des Weltjugendtages auf der Plaza de Cibeles im Zentrum Madrids begrüßt wird, könnten nur einige hundert Meter entfernt auf der Plaza del Sol die „Indignados” (Empörte) ihrem Protest Ausdruck verleihen.

Zwar hatte die Polizei am Dienstag der Vorwoche den seit mehr als zwei Monaten von Demonstranten besetzten Platz geräumt und tagelang gesperrt, doch seit Freitag ist der Kilometer Null - wie die Plaza del Sol auch genannt wird, weil in Spanien alle Entfernungen von diesem zentralen Platz Madrids gemessen werden - wieder zugänglich.

In der Nacht zuvor war es vor dem Innenministerium erstmals seit dem Beginn der Protestbewegung am 15. Mai zu tätlichen Auseinandersetzungen zwischen Protestierenden und der Polizei gekommen, als einige Demonstranten versuchten, einen Zaun zu überklettern.

Zwischen den auf nationaler Ebene regierenden Sozialisten (PSOE) und den in Madrid tonangebenden Vertretern der Volkspartei (PP) kam es am Wochenende zu einem heftigen Streit über die Ereignisse vom Freitag. Der stellvertretende Kommunikationssekretär der PP, Esteban Gonzalez Pons, der zuvor dem Innenministerium eine „Überreaktion” nach wochenlangem Nichteinschreiten vorgeworfen hatte, stellte Innenminister Antonio Camacho die Frage, ob er auf der Seite der Protestierenden oder auf jener der Polizei stehe.

Postwendend antwortete ihm der Vize-Koordinator des PSOE-Wahlkomitees, Antonio Hernando, dass die PP die Protestbewegung nicht verstehe und warf der Oppositionspartei vor, die „Indignados” gegen die Sozialisten zu manipulieren und dann fallenzulassen. Innenminister Camacho betonte, die Protestierenden dürften wieder auf die Plaza del Sol, aber dort keine neuen Camps errichten. Sollte das geschehen, würde die Polizei einschreiten.