Neuer Rückenwind aus Europa für Interimspräsident Juan Guaido, der auch im Kampf der stärkeren Bilder gegenüber Maduro die Nase vorn hat.
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Caracas. Etappensieg für die Opposition im Machtkampf in Venezuela: Das Europaparlament stärkte dem jungen Interimspräsidenten Juan Guaido (35) am Donnerstag den Rücken und erkannte den konservativen Politiker als legitimen Präsidenten an, bis dieser unabhängige und von internationalen Beobachtern überwachte Neuwahlen organisiert. Das erhöht vor allem den Druck auf Venezuelas sozialistischen Präsidenten Nicolas Maduro, der mehr und mehr in die politische Isolation gerät.
Zuvor suchte Guaido die Nähe zum akademischen Nachwuchs des Landes. Die konservativ-bürgerliche Opposition hatte zur "Mittagspausen-Demo" aufgerufen. Tatsächlich folgten erneut Tausende Venezolaner dem Aufruf und stellten sich hinter den jungen Hoffnungsträger der Opposition. Plakate, Trillerpfeifen, Fahnen – die Nationalhymne: Aber die ganz große Mobilisierung war es trotzdem nicht. Die soll es, so heißt es aus Oppositionskreisen, jetzt am Samstag geben. Guaido bekräftigte noch einmal die Ziele seiner Bewegung: "Wir wollen den Wechsel", erklärte Guaido. Es gäbe in Venezuela keine Zukunft mehr für Maduro. Das Angebot des Maduro-Lagers zu einem Dialog lehnt Guaido ab, solange Maduro keine Neuwahlen um das Präsidentenamt ankündigt. Zugleich kündigte die Opposition ihren "Plan Pais" zur Rettung des südamerikanischen Landes an.
Im Fernduell um Aufmerksamkeit und Unterstützung zeigte sich der sozialistische Machthaber dagegen einmal mehr im Kreise der Militärs. Wie schon den Tagen zuvor, als sich Maduro in einem Panzer oder joggend in einer Kaserne ablichten ließ, suchte Maduro auch am Mittwoch die Nähe zur Armee. Vor einer Gruppe junger Soldaten rief er zur Geschlossenheit und zur Verteidigung des heiligen Erbes der Revolution aus.
Beide Lager setzten auf die Macht der Bilder. Maduro will zeigen, dass er auf die Macht der Generäle und des Waffenarsenals der venezolanischen Armee bauen kann. Den USA kündigte er ein "schlimmeres Vietnam" an, falls diese sich zu einer Militärinvasion entscheiden würden. Im Kampf der Bilder kann Guaido allerdings bislang punkten. Er zeigt sich volksnah, gibt öffentliche und offene Pressekonferenzen bei denen es keine Beschränkung gibt, sucht die Nähe zu den Universitäten. Die sind seit einigen Jahren die Keimzelle der politischen Proteste gegen Maduro, seit zahlreiche Studenten von Sicherheitskräften oder regierungsnahen paramilitärischen Banden erschossen wurden. Maduro gelingt seit Tagen ein solcher ungezwungener Kontakt mit seinen eigenen Landsleuten nicht mehr. Guaido aber signalisiert: Wir sind zusammen die Zukunft.
Dafür kommt es auf anderer Ebene zu Bewegung: Mexiko und Uruguay arbeiten hinter den Kulissen an einer diplomatischen Initiative, die von zehn Nationen getragen werden soll, die sich im Venezuela-Konflikt neutral verhalten wollen. Wie aussichtsreich ein solches Unterfangen ist, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Sowohl die USA (Guaido), als auch Russland und China (Maduro) haben erhebliche geostrategische und wirtschaftliche Interessen in Venezuela. US-Präsident Trump sicherte Guaido telefonisch noch einmal seine Rückendeckung zu. Maduro zog dagegen die Daumenschrauben an: Mehrere internationale Journalisten wurden am Mittwoch festgenommen und sollen ausgewiesen werden. Die Proteste dagegen bezeichnete die venezolanische Regierung am Donnerstag als medialen Krieg gegen Caracas.
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