Zum Hauptinhalt springen

Magere Zeiten für Raiffeisen

Von Karl Leban

Wirtschaft

Überschuss sackt auf 156 Mio. Euro ab. | Kreditrisikokosten fast viermal so hoch. | Wien. Über viele Jahre sind in Osteuropa auch für Raiffeisen Milch und Honig geflossen. Doch diesen Zeiten hat die globale Krise ein jähes Ende bereitet. Die Raiffeisen International (RI), die börsenotierte Ostbankenholding der Raiffeisen Zentralbank, bekommt das nun mit voller Wucht zu spüren.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Zwar setzte es in den ersten drei Quartalen nicht die von manchen Unkenrufern beschworenen Verluste, der Gewinn schmolz jedoch auf einen Bruchteil des Vorjahreswerts. Netto verdiente die RI bis Ende September 156 Mio. Euro und damit gleich um 82 Prozent weniger. Im Vorjahr, als die Giebelkreuzer noch mit Rekorden aufwarten konnten, hatte der Gewinn im Osten unterm Strich stolze 861 Mio. Euro betragen.

Der Grund für die massive Gewinnschmelze: So wie viele seiner Kollegen in anderen Banken hat Herbert Stepic, Chef der Raiffeisen International, im laufenden Jahr alle Hände voll zu tun, um Löcher, die durch notleidende Kredite drohen, vorsorglich zu stopfen. In den ersten neun Monaten musste die RI für ihre Risikovorsorgen insgesamt rund 1,4 Mrd. Euro zur Seite legen. Das war fast viermal so viel wie im gleichen Vorjahreszeitraum (siehe Grafik).

"Trotz einer Reihe positiver Signale ist das Umfeld in Zentral- und Osteuropa nach wie vor von den Auswirkungen der globalen Finanzkrise geprägt", so Stepic. "Das spiegelt sich auch in unserem Ergebnis wider." Einer der wenigen Lichtblicke für die RI: Im dritten Quartal musste für ausfallgefährdete Kredite erstmals etwas weniger in der Bilanz rückgestellt werden. Mit einem Gewinn von 77,5 Mio. Euro war es laut Stepic überhaupt das beste Quartal im bisherigen Jahresverlauf.

Betriebsgewinn stabil

Derzeit liegt der Anteil der faulen Kredite am gesamten Kreditbestand bei 7,9 Prozent, seit Ende 2008 ist er sprunghaft um 4,8 Prozentpunkte gestiegen. Mit Problemkrediten hat die RI am meisten in der Ukraine, in Russland und mit einigen Abstrichen auch in Ungarn zu kämpfen. Positivum dabei: Mit ihrem Betriebsgewinn, der in den ersten drei Quartalen bei 1,6 Mrd. Euro stagnierte, konnte die Bankenholding die deutlich höheren Kosten für Kreditrisiken zuletzt mehr als wettmachen.

Dazu beigetragen haben vor allem massive Einsparungen (um fast ein Fünftel) beim Personalaufwand - unter anderem durch Stellenabbau. Seit Jahresbeginn fielen knapp 5000 Jobs dem Sparstift zum Opfer. Per Ende September hatte die RI in ihren Ostbankentöchtern rund 58.600 Mitarbeiter.

Im Moment sieht Stepic keinen weiteren Kapitalbedarf für die Holding: "Wir fühlen uns komfortabel kapitalisiert." In der Ukraine läuft gerade für die dortige Tochter Aval, das größte Sorgenkind der RI, eine Mitte Oktober fixierte Kapitalerhöhung über 76 Mio. Euro.