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Magna Racino hat zugesperrt

Von Werner Grotte

Wirtschaft

Kündigung für Mitarbeiter. | Abendprogramm komplett gestrichen. | Betreiber plant "Themenpark". | Ebreichsdorf. Noch im Herbst wollte man im Magna Racino groß durchstarten - und zwar mit Schwerpunkt erstklassige Abendunterhaltung und gehobene Gastronomie. Kaliber wie Magier Manuel Horeth oder die Original Elvis Presley-Begleitband standen am Programm; ein eigener Auto-Zubringer-Service sollte jene Besucher von daheim abholen und wieder zurückbringen, die nach einem Gläschen guten Weines den Weg durchs südliche Niederösterreich nicht selbst fahren wollten.


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Wer nun ins Internet blickt, sieht keinen einzigen aktuellen "Magna Racino"-Termin mehr, nur noch Rückblicke: Wie die "Wiener Zeitung" exklusiv erfuhr, wurde - offenbar mangels Besuchern - der aufwendige Unterhaltungsbereich der MEC (Magna Entertainment Corp.) komplett eingestellt und fast alle der rund 30 Mitarbeiter inklusive Geschäftsführer Mario Brumat gekündigt.

Der am 4. April 2004 eröffnete, typisch "amerikanisch-griechische" Zentralbau (siehe Bild oben) steht nun vorläufig als "Freizeit-Denkmal" mitten auf der grünen Wiese: Der 1500 Besucher fassende Saal mit der technisch hochgerüsteten Show-Bühne und dem großzügigen Gastronomiebereich steht quasi leer, die an das Renn-Oval grenzende, genauso große Tribünenlandschaft soll nur noch an den etwa zwölf Pferderenntagen pro Jahr, die Stronach auf jeden Fall beibehalten will, für Besucher zugänglich sein.

Geöffnet ist lediglich noch der Teilbereich des "Win Win"-Automaten-Spielcasinos; allerdings halten sich auch hier die Besucher deutlich in Grenzen. Hin und wieder veranstaltet ein Clubbing-Betreiber Feste am gemieteten Areal.

Millionen-Verluste

Dabei hatte alles ganz anders begonnen: Investor Stronach wollte 1999 zunächst ein noch größeres Projekt in Form einer Weltkugel mit integriertem Freizeitpark errichten - und scheiterte an Protesten von Landschaftsschützern und der Niederösterreichischen Landesregierung, die keine Baugenehmigung für die riesige Kugel erteilte.

Auch mit dem daraufhin aufgezogenen Magna Racino als Pferderennsport-Zentrum - Baukosten: rund 50 Millionen Euro - landete Stronach, der in den USA erfolgreich etliche Pferderennbahnen samt Wettbüros betreibt, keinen durchschlagenden Erfolg. Einerseits verziehen ihm viele nie, dass er die Galopper aus der traditionellen Wiener Freudenau gelockt hatte. Zudem erwies sich das Publikumsinteresse für mondäne Rennen im abgelegenen Ebreichsdorf als eher mäßig.

Das einzige Mal, als wirklich Zig-tausende gen Ebreichsdorf drängten, nämlich beim Bon Jovi-Konzert Anfang Juni 2008, verwandelten plötzlich auftretende Gewitter das Areal in eine Schlammwüste und die Gegend im weiteren Umfeld in ein Verkehrschaos.

Nachdem Stronach im Schnitt Jahresbetriebsverluste von 73 Millionen Euro einfahren musste, hieß es bereits 2007, dass der Rennbetrieb eingestellt werde. Wenig später ließ der Austro-Kanadier dies zwar dementieren und als "Racheaktion" eines geschassten Geschäftsführers darstellen. Doch auch die geschilderten Wiederbelebungsversuche, garniert mit Abendunterhaltung, scheiterten nach wenigen Monaten.

Wirklich erfolgreich läuft am insgesamt 200 Hektar großen Areal nur der Reitstall und Reitsportbetrieb, der sich ohne großes Aufsehen abseits des feudal wirkenden Haupthauses etablieren konnte. Hier haben sich im Laufe der letzten Jahre immer mehr Reitsportler und Pferdeliebhaber eingemietet; derzeit stehen rund 350 Pferde in den weitläufigen Stallungen, die zum Teil mit eigenen Trainerwohnungen ausgestattet sind. Dieses Reitsportareal soll in den nächsten Monaten noch erheblich vergrößert werden.

Aber es wäre nicht Frank Stronach, wenn er die Schlappe um sein Magna Racino wegstecken würde. Und so hegt er - wie "Wiener Zeitung"-Recherchen ergaben - bereits neue Expansions-Pläne. So wird seit etwas sechs Monaten an der Entwicklung eines neuen "Themenparks" gearbeitet, der auf der anderen Seite der Rennanlage auf einer bisher brach liegenden Grünfläche aufgebaut werden soll.

Kommt "Jurassic Park"?

Das Problem dabei: Die Fläche ist als Park gewidmet und müsste umgewidmet werden. Ein diesbezügliches Verfahren ist noch in Schwebe. Auch das "Thema" selbst ist streng gehütetes Geheimnis. Zuletzt war die Rede von einer "Lost World" mit Dinosaurier-Ausstattung im Stil von "Jurassic Park".

Stronach, der bisher nicht immer eine glückliche Hand mit seinen zahlreichen Geschäftsführern hatte, holte sich als Projektentwickler des Themenparks wiederum jemand völlig Neuen: Tillmann Fuchs, Sohn des Malers Ernst Fuchs, wirkte bisher unter anderem als "Ganze Woche"-Journalist, RTL-Mitarbeiter, ATV-Vorstand, Pilot und "Handykick"-Telefonnetz-Anbieter. Nun soll er das Ruder in Ebreichsdorf herumreißen. Für eine persönliche Stellungnahme war Fuchs am Montag nicht erreichbar.