Justiz ermittelt gegen ehemaligen Magna-Mitarbeiter. | Angeblich flossen rund 100.000 Euro an BMW-Einkäufer. | Wien. Nach dem Auffliegen der Schmiergeldaffäre rund um VW, Audi und BMW ist in der deutschen Autobranche der Bär los. Ebenfalls in den Skandal verwickelt ist Magna, der Zulieferkonzern des Austro-Kanadiers Frank Stronach.
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Die Staatsanwaltschaften in Frankfurt und München ermitteln zurzeit gegen Mitarbeiter von elf Autozulieferern, die Bestechungsgelder gezahlt haben sollen, um an Aufträge zu gelangen.
Daniel Witzani, Sprecher bei Magna Steyr, bestätigt Ermittlungen der Justiz, betont aber, dass der Fall bereits länger zurückliegt: "Es war das Fehlverhalten eines ehemaligen Mitarbeiters in München, das die Staatsanwaltschaft untersucht."
Vorgeworfen wird diesem Mitarbeiter, einen Einkäufer bei BMW geschmiert zu haben. Welche Summen dabei geflossen sind, wollte Witzani nicht sagen. Dem Vernehmen nach sollen es um die 100.000 Euro gewesen sein. Als Magna von der Sache Ende 2005 erfahren habe, seien - so Witzani - jedenfalls sofort die Konsequenzen gezogen worden. "Korrektheit ist im Konzern von Frank Stronach oberstes Gebot." Man habe sich von dem Mitarbeiter getrennt und der Justizbehörde "volle Kooperation zugesagt".
Ohne den Namen zu nennen, hatte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in München bereits letzten Freitag erklärt, auch eine österreichische Firma sei in die Affäre involviert.
Magna hat da noch in Abrede gestellt, verwickelt zu sein. Das Dementi habe sich nur auf den VW und Audi betreffenden Bestechungsskandal bezogen, nicht aber auf BMW, wie Witzani gestern, Mittwoch, betonte.
BMW für Magna einer der wichtigsten Kunden
Für Magna ist BMW laut Witzani drittgrößter Kunde. Knapp vier Mrd. Dollar hat der Umsatz mit den Bayern im Vorjahr ausgemacht.
Die Affäre um Schmiergeldzahlungen von Zulieferfirmen an deutsche Autobauer hat zuletzt immer weitere Kreise gezogen. Ihren Ausgang genommen haben die Ermittlungen der Justiz bei der französischen Firma Faurecia. Deren Chef, Pierre Levi, soll seit 2001 von Schmiergeldzahlungen gewusst haben. Um an Aufträge zu kommen, sollen die beschuldigten Mitarbeiter Bargeld in Höhe sechsstelliger Summen pro Jahr an Einkäufer der Autokonzerne gezahlt haben. Außerdem sollen im Fall Faurecia Möbel, Urlaubsreisen und Jobs (zum Beispiel für eine Freundin eines Beschuldigten) zur Verfügung gestellt worden sein.
Schmiergeldzahlungen an der Tagesordnung?
"Es liegt der Verdacht nahe, dass es sich nicht um Einzelfälle handelt, sondern dass - ähnlich wie in der Baubranche - auch in der Autoindustrie Schmiergeldzahlungen an der Tagesordnung sind und stillschweigend geduldet werden", heißt es dazu seitens der deutschen Justiz. Johann Elsner, Chef des Kremser Autotextil-Ausstatters Eybl International, hat eine Erklärung: "Im Moment findet unter den Zulieferern eine Neuverteilung der Machtpositionen statt. Da rittern manche Unternehmen mit unfairen Mitteln." Für ihn ist das alles jedenfalls "ärgerlich, weil es Schatten auf die Branche wirft".