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Stronach gibt keine Mehrheit an Magna ab. | Deripaska hätte ohne Newco nur 6 Prozent Stimmrechte. | Syndikatsvertrag entscheidend. | Wien. Der Einstieg des russischen Oligarchen Oleg Deripaska bei Magna verursacht einige Verwirrung. In den Medien werden unterschiedlichste Zahlen darüber verbreitet, wie groß der Anteil von Deripaska an Magna sein wird. Die Bandbreite reicht von 18 über 43 Prozent bis hin zur Übernahme.
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Grund dafür ist, dass Magna eine nicht ganz leicht zu durchschauende Eigentümer- und Stimmrechts-Struktur hat. Die "Wiener Zeitung" hat die Anhänge der letzten Magna-Bilanz sowie Aussagen von Finanzvorstand Vince Galifi bei einer Analystenkonferenz und von Vorstandschef Siegfried Wolf analysiert, einige Rechnungen angestellt und dabei ein halbwegs klares Bild erhalten.
Das Ergebnis: Oleg Deripaskas direkter Anteil an Magna würde ihm lediglich 6,12 Prozent der Stimmrechte einräumen. Sein tatsächlicher Einfluss auf Magna wird aber deutlich größer sein. Rein rechnerisch läge sein indirekter Stimmrechtsanteil bei 31,4 Prozent.
Der Unsicherheitsfaktor dabei ist, welche Stimmrechtsvereinbarungen in der neuen Holding Newco getroffen werden, in der Frank Stronach und Oleg Deripaska ihre Anteile bündeln wollen. Diese Vereinbarung dürfte erheblich von jenen Werten abweichen, die sich aus den direkten Aktienbeteiligungen der Newco-Partner ergeben. Zumindest einen Wert konnte die "Wiener Zeitung" recht genau errechnen. Die Holding Newco wird künftig insgesamt 73 Prozent der Stimmrechte an Magna halten.
Zur Rechnung im Detail: Laut dem aktuellsten Magna-Jahresbericht gibt es derzeit rund 109,9 Mio. Magna-Aktien. 108,8 Mio. davon sind sogenannte "Class-A-Aktien". Jede dieser Aktien hat laut Bilanz-Anhang nur ein Stimmrecht.
Daneben gibt es rund 1,1 Mio. Class-B-Aktien. Sie gehören laut Bilanz-Anhang Personen im Umfeld der Familie Stronach sowie des Magna-Managements. Jede einzelne dieser Class-B-Aktien hat laut Bilanz-Anhang 500 Stimmrechte. 726.000 Class-B-Aktien hält laut Magna-Finanzvorstand Galifi der Stronach-Trust von Frank Stronach.
Magna-Einfluss jetzt
Aus diesen Zahlen ergibt sich, dass die Class-B-Aktien derzeit insgesamt 83,4 Prozent der Stimmrechte an Magna halten, der Stronach-Trust alleine hält derzeit 55,4 Prozent. Sämtliche Class-A-Aktien haben hingegen insgesamt nur 16,6 Prozent der Stimmrechte.
Finanzvorstand Galifi erklärte die Struktur der Transaktion mit Deripaska vor Analysten wie folgt: Alle Class-B-Aktien außerhalb des Stronach-Trusts werden zurückgekauft. Dadurch wird es künftig nur noch jene 726.000 Class-B-Aktien geben, die der Stronach-Trust besitzt. Diese werden in die neue Holding Newco eingebracht. Gleichzeitig werden die Stimmrechte der Class-B-Aktien beschränkt: Statt 500 Stimmen pro Aktie werden es künftig nur noch 300 sein.
Die Newco erwirbt außerdem 20 Mio. Class-A-Aktien für Oleg Deripaska. Diese Aktien werden von Magna neu begeben, gleichzeitig werden aber 20 Mio. an alten Class-A-Aktien zurückgekauft, damit es keinen Verwässerungs-Effekt gibt. Die Gesamtzahl der Class-A-Aktien bleibt demnach unverändert bei rund 108,8 Mio.
Drittens werden die beiden Co-Chefs bei Magna, Siegfried Wolf und Don Walker, gemeinsam 605.000 Class-A-Aktien in die Newco einbringen.
Der Rückkauf von Class-B-Aktien sowie die Herabsetzung von deren Stimmrechten pro Aktie führt dazu, dass die Zahl der gesamten Stimmrechte bei Magna sinkt, und zwar von insgesamt 655,3 Mio. (1,1 Mio. Class-B-Aktien mit je 500 Stimmen plus 108,8 Mio. Class-A-Aktien mit je einer Stimme) auf 326,6 Mio. (726.000 Class-B-Aktien zu 300 Stimmen und 108,8 Mio. Class-A-Aktien).
Magna-Anteil steigt
Rein rechnerisch steigt dadurch sogar der Stimmrechts-Einfluss des Stronach-Trusts: statt 55,4 Prozent der Stimmrechte wird er künftig 66,69 Prozent auf sich vereinen. Allerdings werden diese Anteile in die Newco eingebracht, wo, wie erwähnt, eine gesonderte Vereinbarung geschlossen wird.
Jene 20 Mio. Class-A-Aktien, die Oleg Deripaska über die Newco halten wird, bündeln dafür lediglich 6,12 Prozent der direkten Magna-Stimmrechte. Noch geringer ist der Anteil von Siegfried Wolf und Don Walker: Ihre 605.000 Class-A-Aktien entsprechen gerade einmal 0,19 Prozent der Magna-Stimmrechte. Addiert man die von Galifi genannten Zahlen, ergibt sich daraus, dass die Newco 73 Prozent der Stimmrechte von Magna halten wird. Die übrigen 27 Prozent sind jene Class-A-Aktien, die außerhalb der Newco im Streubesitz verbleiben.
Die direkten Stimmrechtsanteile der Newco-Partner dürften aber nicht relevant sein. Laut Siegfried Wolf werden innerhalb der Newco die Stimmrechte nämlich anders aufgeteilt, als dies den Magna-Anteilen entspräche. Wolf sagt, Deripaska und Stronach hätten in der Newco je 43 Prozent an Stimmrechten, während er selbst und Magna-Co-Vorstand Walker je 7 Prozent hätten.
Rein mathematisch würde das auf folgenden Einfluss bei Magna hinauslaufen: Sowohl Stronach als auch Deripaska hielten indirekt 31,4 Prozent der Magna-Stimmrechte (das entspricht 43 Prozent jener 73 Prozent, die Newco an Magna hält). Walker und Wolf hätten nach dieser Rechnung indirekt je 5,1 Prozent.
Ob diese Rechnung relevant ist, kann man derzeit nicht sagen, weil der Inhalt der Newco-Stimmrechtsvereinbarung im Detail nicht bekannt ist. Wenn beispielsweise per Mehrheit in der Newco darüber entschieden wird, wie Newco als Gesamtblock stimmt, dann sind indirekte Anteile irrelevant. Dann könnte Frank Stronach gemeinsam mit den beiden Magna-Vorständen künftig 73 der Magna-Stimmen bewegen, wobei Deripaska ein Veto-Recht hätte.