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Make Love, not Dschihad!

Von Christian Ortner

Gastkommentare
Christian Ortner.

Warum ausgerechnet ein schon 1933 erschienenes Buch die unheimliche Faszination des heutigen ultrabrutalen Islamismus erklärt.


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Was macht aus einem netten jungen muslimischen Mann im Londoner East-End, in den Pariser Vororten oder irgendwo in der islamischen Welt ohne von außen ersichtlichen Grund einen Dschihadisten, der nichts dabei findet, andere Menschen zu enthaupten oder bei lebendigem Leib zu verbrennen?

Londons streitbarer Bürgermeister Boris Johnson fand jüngst eine drastische Antwort: All diesen jungen Männern, meinte er nach Lektüre zahlreicher einschlägiger Geheimdienstdossiers, sei "eine tiefe sexuelle Frustration gemein", die einen tief sitzenden Mangel an Selbstvertrauen verursache. Johnson wörtlich: "Wenn man sich die Täterprofile ansieht, fällt auf, dass diese Männer alle viele Pornos konsumieren. Sie sind Wichser, manische Onanisten." Radikalisieren würden sie sich unter anderem, "weil sie nicht mit Mädchen rummachen können".

Das nicht ganz jugendfreie Wording beschreibt einen im öffentlichen Diskurs viel zu wenig beachteten Kern des Problems mit dem radikalen Islam: Dass jungen Männer, denen das Testosteron aus den Poren tropft, von Religionswächtern aller Art ein gesundes Sexualleben verwehrt wird, macht sie für radikale Ideologien aller Art wesentlich anfälliger, noch dazu, wenn diese den Märtyrern nach deren Ableben Gruppensex mit dutzenden Mädchen rechtsverbindlich zusagen.

Gut beschrieben hat diesen Zusammenhang zwischen sexueller Unterdrückung junger Männer und ihrer Rekrutierung für faschistoide Ideologien - wie ja auch der gewaltbereite Islamismus eine ist - der österreichische Psychoanalytiker Wilhelm Reich in seinem kaum noch bekannten, 1933 veröffentlichten Meisterwerk "Die Massenpsychologie des Faschismus". Weil Reich, ein Schüler Sigmund Freuds, gegen Ende seines Lebens leider ein wirrer Obskurant ("Orgon"-Theorie) wurde, geriet er weitgehend in Vergessenheit, was aber nichts an der Richtigkeit seiner Diagnose ändert. Kompakt zusammengefasst im Klappentext des Buches: "Reichs klinisch und soziologisch geschulter Blick durchschaute den fundamentalen Zusammenhang zwischen autoritärer Triebunterdrückung und faschistischer Ideologie. Er analysierte Gestik, Phraseologie, moralische Schemata und Aktionen der ‚Hitlerei‘ und wies in ihnen die Verschiebung von Sexualangst zu einem Mystizismus nach, der die Freiheitsfähigkeit des Menschen in einen irrationalen Mechanismus chronischer Abhängigkeit pervertierte."

Auch bei der Rekrutierung junger Muslime für den Dschihad werden Sexualangst, sexuelle Defizite und Frustrationen zur Geschäftsgrundlage einer (islamo-)faschistoiden Ideologie. Oder anders gesagt: Ein junger Mann, der ein emotional und sexuell ausgefülltes Leben führt, wird nur schwer dazu zu gewinnen sein, ihm unbekannte andere Menschen anzuzünden. Dazu sind seelisch Verkrüppelte mit jeder Menge überschüssiger Lebensenergie wesentlich besser geeignet.

Das ist ja auch der Grund, warum im Einflussbereich des Islamismus die Sexualität der jungen Männer so rigoros unterdrückt wird - weil eine sexuelle Revolution in der islamischen Welt den radikalen Hetzern den Boden viel effektiver unter den Füßen entzöge, als es der Kampf gegen den Terror je vermochte. Make Love, not Dschihad!