Iraks Premier wirbt im Iran um Unterstützung. | Sieben Monate nach Wahl keine neue Regierung. | Teheran/Wien. Iraks Premier Nuri al-Maliki - derzeit auf Nahost-Freundschaftstour - machte am Montag in Teheran Station. Wie zuvor in Syrien und Jordanien wurde er auch im Iran herzlich empfangen.
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Irans geistlicher Führer Ali Khamenei, der dem ehemals verfeindeten Nachbarn bereits einen Kredit in Höhe von einer Milliarde US-Dollar gewährt hat, stellte vor allem den Wiederaufbau des Irak und die Bedeutung der bilateralen Beziehungen in den Mittelpunkt der Gespräche. Die rasche Bildung einer Regierung und die Stabilisierung der Sicherheitslage seien die Grundbedürfnisse der Iraker, sagte Khamenei - und stellte weitere Hilfszahlungen in Aussicht. Auch Irans Präsident Mahmoud Ahmadinejad versprach Maliki, die kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Beziehungen in den kommenden drei Jahren deutlich verbessern zu wollen.
Sieben Monate nach der Wahl gibt es in Bagdad immer noch keine funktionierende Regierung, und Teheran ist daran interessiert, seinen Einfluss im Nachbarland auszuweiten. Für den schiitischen Politiker Maliki, der in den kommenden Tagen auch in Ägypten und der Türkei zu Besuch sein wird, war die Visite im schiitisch regierten Iran innenpolitisch dementsprechend brisant. Denn der ausgestreckte Arm Teherans lässt bei den Sunniten die Alarmglocken läuten - der Iran versucht ganz offen, in Bagdad eine von Schiiten dominierte Regierung zu installieren. Zudem hat die Gewalt im Irak eine kritische Schwelle erreicht. Angriffe, bei denen sich Sunniten und Schiiten gegenüberstehen, fordern fast täglich Tote und Verletzte.
In einer Stellungnahme hat Malikis Hauptrivale in Bagdad, der Sunnit Ayad Allawi, den Iran folglich beschuldigt, dem Irak seine eigenen Interessen aufzwingen zu wollen.