Die malischen Streitkräfte benötigen mehr Schlagkraft - an ihrer Ausbildung sind auch Österreicher beteiligt.
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Bamako. Koulikoro, etwa eine Autostunde von der malischen Hauptstadt Bamako entfernt, ist eine typische, sandige Sahelstadt. Gleich neben der Hauptstraße fließt der mächtige Niger. Ruhig und gemächlich ziehen die schlanken Pirogen vorüber. An den Ufern wird Sand und Kies abgebaut, werden Autos gewaschen, spielen Kinder.
Die schwer bewachte Kaserne, die heute als Ausbildungsplatz für malische Soldaten dient, gab es hier schon immer, sie stammt aus Kolonialzeiten. "Sechs Bataillone haben wir schon ausgebildet, das sind mehr als 4000 Mann", sagt Oberst Nouhoum Mammadou Traore, der Chef der Kaserne. Seine eigene Militärausbildung hat der große, freundliche Malier in Deutschland erhalten. Jetzt liegt ihm vor allem die Ausbildung von malischen Offizieren und das Training künftiger Ausbildner am Herzen. "Unserer Armee ist es wirklich schlecht gegangen, sie hat dringend Hilfe gebraucht. Doch irgendwann müssen wir auch wieder alleine weitermachen können", sagt er. Wann das sein wird? "Keine Ahnung."
Auch Oberst Nicolas Riviere weiß auf diese Frage keine Antwort. Weitere zwei Bataillone sollen bis zum Ende des Mandats im Mai 2016 noch ausgebildet werden, bestätigt der Franzose, doch das werde wohl nicht reichen. Denn bisher können auch die etwa 10.000 Soldaten der UN-Mission Unisma der Situation im Norden nicht Herr werden. 39 Nationen sind an der Mission beteiligt, das Mandat ist kompliziert, das Ziel, Mali dabei zu helfen, seine volle Souveränität wiederzuerlangen, weit entfernt. Der blonde Oberst spricht ebenfalls hervorragend Deutsch. Das sei ein wesentlicher Grund dafür gewesen, dass er ausgewählt worden sei, erzählt er auf dem Weg zum Sanitätsbereich der Kaserne, dem Arbeitsgebiet der Österreicher.
Ebola-Vorsorge ist Pflicht
Filmen und Fotografieren ist strengstens verboten. Den netten, großen Plüsch-Schneemann, der vor dem Lazarett der Österreicher an die Heimat erinnert, findet aber auch Oberst Riviere militärisch unbedeutend. "Klar, den können Sie schon knipsen", erlaubt er. Die Österreicher haben gerade erst gewechselt, die Neuen sind dabei, sich einzuleben. Die deutsche Kompaniechefin führt durch die gut ausgestattete, blitz-saubere Krankenstation. Selbstverständlich sei hier auch alles für den Ebola-Ernstfall vorbereitet, sagt sie. Es gab Schulungen, bestätigen die Österreicher, die ohne Genehmigung aus Wien ansonsten nicht mit Journalisten reden dürfen. Mali ist zwar Ebola-frei, doch die Vorsichtsmaßnahmen sind überall spürbar. Riesige Aufklärungsplakate am Straßenrand warnen vor der Gefahr und fordern zum Händewaschen auf. In Lokalen sind Desinfektionsmittel auf jedem Tisch Pflicht.
Das österreichische Heer wird sein Kontingent demnächst von neun auf 20 Mann aufstocken und seinen Aufgabenbereich bei der Ausbildung des malischen Heers erweitern. Dies findet bei Oberst-Leutnant Makono Coulibaly bei einem Gespräch in Bamako große Zustimmung. Coulibaly ist Verbindungsoffizier für alle Soldaten im Mali-Einsatz, die deutsch sprechen. Jeden Österreicher hier kennt er persönlich, er ist voll des Lobes.
Anfang 2012 hatten islamische Rebellen den Norden Malis unter ihre Kontrolle gebracht. Durch eine Intervention französischer und afrikanischer Truppen konnten sie zwar weitgehend zurückgedrängt werden, doch der Norden bleibt Rote Zone. Das Problem seien nicht nur Terroristen oder Rebellen, sondern vor allem die Waffen- und Drogenhändler, sagt der Oberst-Leutnant. Und die Banditen. Erst vor wenigen Tagen sei eine Delegation aus Veterinären, die Tiere impfen wollten, in Gao, einer der wichtigsten Städte des Nordens, angegriffen und vollständig ausgeraubt worden. Ihr Fahrzeug wurde in Brand gesetzt.
"Alleine schaffen wir es nicht"
"Niemand ist in der Lage, die Terroristen endgültig zu besiegen", sagt Coulibaly. "Sehen Sie sich doch Nigeria an. Nigeria hat eine große Armee, aber ohne Tschad und Kamerun hat auch Nigeria keine Chance gegen Boko Haram." Nur durch eine künftige, enge militärische Zusammenarbeit der Sahel-Länder sei ein Erfolg möglich. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. "Wir haben keine andere Wahl, alleine schaffen wir das nicht", antwortet Coulibaly auf die Frage nach der Akzeptanz der Ex-Kolonialmacht Frankreich ein wenig zögerlich.
Dass die fremden Soldaten bald wieder gehen können, glauben auch die Menschen in den Straßen der Hauptstadt nicht. Die Lage hier ist stabil, doch die Wirtschaft des bitterarmen Landes leidet stark. Vor kurzem noch galt der Wüstenstaat Mali als Vorzeigeland in Westafrika. Der Tourismus boomte. Heute stehen alle Hotels, die nicht von der UNO besetzt sind, leer. Viele junge Männer aus dem Norden versuchen, in Bamako zu überleben. Wie der 25-jährige Sigadi Chiaba aus Bandiagara. Hunderte Male hat er als Fremdenführer Touristen ins legendäre Timbuktu geführt. Jetzt gibt es keinen einzigen Touristen mehr, klagt er. Er könne nur hoffen, sagt Sigadi, dass die Zeiten bald wieder besser werden. Und mit dieser Hoffnung ist er nicht allein.