Ungerechtfertigte Preiserhöhungen ab 2008 befürchtet. | Regierung kündigt strenge Kontrollen der Preise in den Geschäften an. | Valletta. Malta hat dem Euro den blauen Teppich ausgerollt: Auf der Republic Street, einer der wichtigsten Einkaufsstraßen in der Hauptstadt Valletta, erinnert ein Euro-Symbol an den Wechsel von der Lira zur Gemeinschaftswährung. An Kinder werden bereits Euromünzen aus Plastik verteilt.
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Der Übergang könnte chaotisch werden, zumindest im Alltag. Verwirrung droht etwa im öffentlichen Verkehr, denn Busfahrer sollen ab Neujahr ihren Passagieren in Euro herausgeben, auch wenn noch in Lira gezahlt werden kann.
Wie viel Eurocent müssen sie zurückgeben, wenn sie 50 maltesische Cent erhalten haben für eine Fahrt, die 20 maltesische Cent kostet? Mitte Dezember wusste noch keiner der Busfahrer in Valletta die richtige Antwort: 70 Eurocent. Eine Lira ist 2,33 Euro wert. Vor der gleichen Frage werden auch die zahlreichen Einzelhändler des Landes stehen. Wer es nicht tut, erhält eine Warnung. Beim dritten Mal drohen hohe Bußen von bis zu 1750 Euro. Die Zentralbank des Landes appelliert denn auch an die Verbraucher, nach Neujahr möglichst passend zu zahlen.
Vereinbarung gegen erwartete Teuerung
Doch das eigentliche Problem ist die Teuerung. Gemäß einer Umfrage fürchten 65 Prozent der Malteser, dass der Währungsumtausch mit Preiserhöhungen einhergeht.
Die Regierung will aber verhindern, dass der Euro auch auf Malta zum Teuro wird. Sie hat deshalb mit über 6500 Geschäftsinhabern - 80 Prozent des Einzelhandels - eine Vereinbarung geschlossen, gemäß welcher auf Preiserhöhungen verzichtet wird. Hinzu kommt eine entsprechende Vereinbarung der Regierung mit 15 großen Importeuren, Herstellern und Großverteilern. Das freut EU-Währungskommissar Joaquin Almunia. Er fordert dennoch die Regierung auf, die Augen offen zu halten, gerade bei kleinen Geschäften wie dem Preis für einen Kaffee in der Bar.
Ministerpräsident Lawrence Gonzi von der nationalistischen Partei kündigte tausende Inspektionen an. Außerdem sollen die Produkte in den Läden bis Mitte des Jahres in beiden Währungen angeschrieben sein, damit die Verbraucher sie besser vergleichen können.
Die Opposition glaubt nicht an den Erfolg dieser Maßnahmen. Die Preise würden bereits im Frühjahr explodieren, wenn die ersten dringlichen Maßnahmen der Regierung nachließen, erwartet Alfred Sant, Chef der Labourpartei.
Oppositionspolitiker schlagen Alarm
Er kritisiert auch, dass es in Malta keine Behörden und Organisationen für den Verbraucherschutz gebe. Die Labourpartei hat guten Grund, die Alarmtrommel zu rühren: Im Februar wird gewählt, und da hofft sie von der Unzufriedenheit der Verbraucher profitieren zu können.
Joe Farrugia vom Arbeitgeberverband warnt davor, die Bedeutung des Euro für die Teuerung zu überschätzen. "Der Euro sollte nicht zu mehr Inflation führen. Aber die höheren Preise für Öl und für Lebensmittel auf dem Weltmarkt schlagen auch bei uns durch."
Technisch ist der Währungsumtausch gut vorbereitet. Laut den Schätzungen der Zentralbank sollten die Banken des Landes bereits im Dezember über 4,5 Prozent des Bargeldumlaufs in Banknoten und knapp 20 Prozent der Münzen in Euro verfügen.
Die Euro-Scheine für das kleinste EU-Land mit knapp 400.000 Einwohnern kommen aus Italien. Die Münzen wurden in Paris geprägt. Insgesamt braucht es rund 41,5 Millionen Banknoten mit einem Wert von 800 Millionen Euro und 140 Millionen Münzen mit einem Wert von 40 Millionen Euro, um die maltesische Lira zu ersetzen und in die neue Ära zu starten.
Wissen: Erweiterter Euro-Raum
Auf Malta und in der Republik Zypern wird vom 1. Jänner an mit Euro gezahlt. Damit haben dann 15 der 27 EU-Länder ihr nationales Geld aufgegeben und auf die europäische Gemeinschaftswährung umgestellt. Mit den Bewohnern der beiden beliebten Urlaubsziele im Mittelmeer werden knapp 320 Millionen Menschen im Euro-Raum leben.
Die rund 400.000 Malteser und knapp 750.000 Bewohner der Republik Zypern haben einen Monat Zeit, sich an die neuen Münzen und Banknoten zu gewöhnen. Ab Februar soll nur noch mit Euro gezahlt werden. Aus einem Zypern-Pfund werden 1,71 Euro und aus einer maltesischen Lira 2,33 Euro.
Nächster Kandidat für die Euro-Einführung ist Österreichs Nachbar Slowakei, der seine nationale Währung 2009 aufgeben will. Das Land muss dafür 2008 bei der EU einen offiziellen Antrag stellen.